Zum SPD-Plakat
Foto: Engel
Vor eineinhalb Jahren, im Landtagswahlkampf, hat der SPD-Kandidat Kliem per Plakat noch eine Bierpreisbremse gefordert. Das war sehr lustig. Vermutlich war’s sogar ernst gemeint. Die SPD versteht sich ja als ernsthafte Partei, immer noch.
Jetzt ist Marvin Kliem Kandidat für den Bundestag. Auf dem Plakat ist ein QR-Code, und der Masterplan klingt jetzt so: „Plakat scannen, SPD wählen“. Das ist neu, das ist innovativ und dann scannen wir halt.
Geht zunächst leider nicht. Die meisten Plakate richten sich offenbar nur an sehr große Menschen. Sie hängen an Laternen weit oben, wo kein Scan sie erreicht. Vielleicht ist das aber ganz gut.
Denn wenn der Scan funktioniert, was ist dann am wahrscheinlichsten? Wahrscheinlich ist doch, dass dann plötzlich der Scholz auf dem Handy erscheint und erzählt, warum er so viel Respekt vor sich selber hat. Und dann kommt vielleicht noch der Kliem und erzählt, dass er die AfD politisch ganz einfach dadurch stellt, dass er auf keine Podiumsdiskussion mit ihr geht. Weil das die AfD nämlich entlarvt als die Leute mit der ganz einfachen Denke. So einfach lässt sich die AfD nämlich entlarven, wenn man selber sehr raffiniert ist. Wahrscheinlich ist genau deshalb der SPD-Kampf gegen Rechts so irre erfolgreich. Nur: Wer will sowas noch hören?
Warum also scannen? „Wir gehen“, sagt dazu der Parteichef Lars Klingbeil, „mit dem QR-Code neue Wege und machen Politik zugänglich und verständlich.“ Aha und oho! Zugänglich und verständlich! Wenn das so ist, ja dann! Also noch ein Versuch: In der Kolbstraße hängt eines, total auf Augenhöhe, da kommt man nah hin. Und jetzt, aus der Nähe, jetzt geht’s! Und was geschieht? Oh, es passiert wirklich: Scholz auf dem Handy! Und was erzählt er?
„Löhne“, erzählt er. „Rente“ erzählt er. „Bildung“ erzählt er. Und „Wirtschaftswachstum“, sogar das erzählt da der Scholz. Das ist genau das, was er im Herbst 2021 auch schon erzählt hat. Hat ja prima geklappt alles, besonders das Wachstum. Nur „Wohnungsbau“ fehlt, die ganz große Erfolgsstory aus dem SPD-Wahlkampf ‘21. Innere Sicherheit? Kein einziges Wort. Kein Thema für Scholz. Nicht damals, nicht heute. Soll die Union haben, das Thema. Oder die Sahra, oder die AfD. Für den Scholz gibt es Wichtigeres, und für seine Partei auch. Und das merkt man.
Raus aus dem Scan. Manchmal enthalten Plakate auch Wahrheit, und was der Marvin Kliem dann noch sagt, will ich gar nicht mehr wissen. Wenn das so weitergeht, ist in vier Jahren der Teufel los.