Wir stolzen Landeier!

Abgelehnt, und zwar zu Recht: Die Gelbe Tonne. Foto: ChatPT

Wer hätte das gedacht? Die Gelbe Tonne ist abgelehnt worden! Oder, wie wir rückständigen Landeier wirklich mit Stolz sagen dürfen: Die Vernunft hat gesiegt!

Landeier? Vernunft? Kann das denn sein? Natürlich nicht. Drum war ja auch gleich Widerspruch da, als der OB Markus Pannermayr gestern Abend auf Facebook mit einem gewissen Stolz bekannt gegeben hat, dass 53,5 Prozent der Haushalte für das bisherige Wertstoffhof-System gestimmt haben. Es hat nicht lang gedauert, bis ein Herr durchschaut hat, wieso es gekommen ist, wie es gekommen ist: Weil wir hier rückständig sind, nie rausgekommen aus unserem Nest, Landeier halt.

„Schade, dass wir hier so rückschrittig auf dem Land sind“, hat er kommentiert, „andere Landkreise und Städte machen es vor, wie praktisch die gelbe Tonne ist.“ Er hat von vielen Kilometern gesprochen, die bei Fahrten zum Wertstoffhof anfallen, und dass das eine Umweltbelastung ist, und sein Fazit war für uns Landeier vernichtend: „Hier haben leider viele dagegen gestimmt, die noch nie den Landkreis verlassen haben und in den Genuss einer gelben Tonne gekommen sind.“

Ich hab so rückschrittlich gestimmt

Der Mann hat natürlich vollkommen recht; er selber war sogar schon im Ausland, was nun wirklich ganz außergewöhnlich und großartig ist. Wer von uns Landeiern wäre schon einmal im Ausland gewesen? Schon das Verlassen des Landkreises ist ja für unsereinen ein absurder Gedanke.

Obwohl ich letztlich dann doch zugeben muss, dass ich schon im Ausland war, und es war gar nicht so übel, obwohl die meisten im Ausland wirklich echt schlecht Bayerisch sprechen. Andererseits wird’s aber auch im Landeierland immer schlechter mit Bayerisch, deshalb kann das kein Kriterium mehr sein.

Und „in den Genuss einer Gelben Tonne gekommen“ bin ich auch schon, und zwar etwa zehn Jahre lang. Aber weil ich als Landei halt rückschrittlich bin, habe ich jetzt gegen die Gelbe Tonne gestimmt. Mir will einfach nicht einleuchten, warum eine Fahrt zum Wertstoffhof unbedingt schlecht sein soll.

Zusatzkilometer? Wegen mir?

Ich liefer‘ mein Zeug am Wertstoffhof einfach dann ab, wenn ich eh zum Getränkemarkt, Aldi, Lidl, DM, Edeka, Denn’s oder zur Post muss. Wegen mir muss kein zusätzliches Gelbetonnenabholsystem mit vielen Zusatz-LKW-Kilometern installiert werden. Einmal hab ich mein Zeug sogar mitgenommen, als ich zum TTL bin, weil ich eine Gardine gebraucht hab, und der TTL ist auch gleich neben dem Wertstoffhof. Es war so einfach. Ich bin ein Landei, das unnötige Kilometer ganz leicht vermeiden kann.

Manchmal lese ich sogar. Zum Beispiel habe ich gelesen, dass in der Region Hannover die Fehlwürfe in die Gelbe Tonne zum Problem werden, mit bis zu 90 Prozent Fehlwürfen, und dass unser System wesentlich sortenreiner ist. Ich glaube, da sind die von dem Herrn zitierten „Leute, die kein Auto haben oder aus Altersgründen nicht mehr fahren können“ und deshalb überhaupt alles in den Restmüll werfen, zu verschmerzen. So viele sind das nämlich gar nicht. Wir haben dieses System ja schon seit 30 Jahren, und es funktioniert.

In einem Punkt hat er Recht

Vielleicht stimmt der Herr mir sogar in einem Punkt zu: Nämlich, dass es auch Leute gibt, die mit jedem Euro rechnen müssen. Und es ist ja auch so, dass die Müllgebühren in unserer Landeier-Region ein paar Euro niedriger sind als sie es mit Gelber Tonne wären. Weil die Gelbe-Tonnen-Betreiber unserem ZAW nämlich 700 000 Euro im Jahr dafür bezahlen, dass sie eben keine eigenen LKW losschicken müssen, sondern das Zeug deutlich sortenreiner am Wertstoffhof holen können.

Im Gegenzug stimme ich dann in einem Punkt diesem Herrn zu: Bequemer ist die Gelbe Tonne natürlich schon. Da hat er Recht, das ist nicht zu bestreiten. Und Bequemlichkeit ist ja das höchste Gut. Zumindest außerhalb der Landeier-Welt.

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„Wir müssen über die Stammwähler hinaus“