Und wieder Theater ums Eishockey

Manchmal schon hart: Haushaltssitzung. Foto: Engel

Was kann man erleben, wenn man in eine Sitzung zum städtischen Haushalt geht? Naja, allerlei. Zum Beispiel hört man konkret, dass die Finanzlage der Kommunen inzwischen absolut dramatisch wird, weil Länder und Bund immer mehr Aufgaben auf die Städte verlagern, aber nicht bezahlen. Man erlebt, wie Peter Euler, SPD, und Feride Niedermeier, Grüne, aneinandergeraten, was eigentlich auch eine interessante Geschichte wäre. Aber ich bin auch Tigers-Fan und ich sag‘s offen: Ich kann es nicht leiden, wenn mit kleinkarierten Argumenten versucht wird, den DEL-Standort Straubing zu schwächen.

Regelmäßig reiben ÖDP und die Linke sich auf im Versuch, der Stadt Geldverschwendung beim Thema Eishockey nachzuweisen. Im Dezember erst der Vorwurf, dass die Stadt das Stadion-Namensrecht dem Club überlässt, was viele andere Städte auch tun. Wäre Eishockey Kultur wie zum Beispiel das Theater, täten sie das nicht; erst vor einigen Wochen hat Karl Dengler, ÖDP, unabhängig von der Kostenfrage gesagt, dass er natürlich für den Steinway-Flügel stimmen würde, weil das halt Kultur ist. Eishockey ist das für ihn leider nicht, und deshalb kommt immer wieder dieser Versuch, auch am Dienstagabend, erst von Dengler, dann von Johannes Spielbauer, Linke. Hauptangriffspunkt diesmal: Die Pacht.

 „Unverantwortlich ist auch die Höhe der Pacht, die die Stadt Straubing verlangt“, sagt Spielbauer in seiner Haushaltsrede, „45 000 Euro im Jahr von den Tigers. Dafür erhalten sie 39 000 Euro Sponsoringkosten. Wir zahlen 39 000 Euro dafür, dass unser Stadtwappen in unserem eigenen Stadion hängen darf!“ Das kam beim OB gar nicht gut an. Es wurde hart.

Verbalkampf: Pannermayr gegen Spielbauer

„Sie behaupten, dass wir 39 000 Euro Sponsoring an die Tigers geben?“ Spielbauer bestätigt. Daraufhin Pannermayr: „Sie sollten nichts Unwahres behaupten. Wir kaufen eine Werbeleistung im Stadion, so wie wir beim Tagblatt eine Werbeleistung kaufen. Aber möglicherweise kennen Sie den Unterschied nicht.“ Spielbauer ruft: „Natürlich ist das Sponsoring!“ Rufe aus der CSU-Fraktion: „Nein! Nein!“  Spielbauer: „Doch!“ Da holt Pannermayr zum großen Gegenschlag aus. Er spricht davon, dass Sport Gemeinschaft fördert und Gemeinsamkeit schafft: „Und was mich echt ärgert: Dass Sie behaupten, dass ‘unsere Fehler’ dann im sozialen Bereich ausgebügelt werden. Das ist spaltend.“ Und es geht weiter: „Sie waren doch auf der Demo kürzlich am Ludwigsplatz, wo aufgefordert worden ist, sich so zu benehmen, dass man nicht spaltet.“ Spielbauer bestätigt.

Pannermayr hält etliche DIN A4-Blätter in die Luft: „Das verbreiten Sie in den Sozialen Medien: ‘Die Lügner von der Union’, ‘Mehr als lügen kann die Union nicht, ‘Die CSU findet halt Nazis okay’, ‘Wie weit geht der Ausländerhass der Union’, ‘Ich sags ja: Verbrecherpartei’, ‘FCK Nazis, FDP und CSU sind mitgemeint‘.“ Und er schließt: „Ich finde gut, dass Sie für Zusammenhalt sind. Aber dann sollten Sie sich auch so benehmen.“

Spielbauer versucht, diese Zitate als „aus dem Zusammenhang gerissen“ darzustellen, wie immer auch man „“Die CSU findet Nazis okay“ aus dem Zusammenhang reißen kann. Aber das Thema war durch. Es geht wieder zurück zur Stadiondebatte.

Eishockey ist auch Kultur

In dieser Debatte finden ÖDP und Linke nirgendwo im Plenum Unterstützung. „Kleinkariert“ nennt auch Erhard Grundl, Grüne, ihre Denkweise. „Die Tigers“, sagt Grundl, „sind ein Pfund, mit dem wir wuchern müssen.“ In der Tat bringt Profi-Eishockey viel: Übernachtungen von Auswärtsfans in Hotels, volle Innenstadt-Lokale vor und nach Spielen, Lohnsteuer durch Clubangestellte und Spieler, bundesweite Imagewerbung, für die andere Städte Marketing-Agenturen bezahlen.

Bis zu 150 000 Menschen kommen pro Saison zu den Spielen. Viele sind aus dem Umland. Ihre Bindung an die Tigers ist auch eine Bindung an Straubing. Das wirkt sich oft auch darauf aus, in welche Stadt man zum Einkaufen fährt. Eishockey bringt einer kleinen Stadt viel, an Geld, an Image, am emotionaler Kraft. Wie man als ÖDP oder Linke das ignorieren kann: Wie man das identitätsstiftende Element dieses Clubs in einer Zeit der Spaltung so krass übersehen kann, ist mir ein Rätsel.

Theater in Straubing zieht jährlich nicht einmal ein Fünftel so viele Besucher wie Eishockey, ohne Übernachtung, ohne Lokalbesuch, und sagen wir’s hart: Gäb’s kein Theater in Straubing, würden es nicht viele vermissen. Die Stadt gibt trotzdem viel Geld dafür aus. Vielleicht sollten ÖDP und Linke dieses Geld hinterfragen, und Eishockey ist übrigens für sehr viele Menschen in dieser Stadt Teil ihrer Kultur.

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