Das Sennebogen-Interview
In dieser Woche hat Donald Trump zum ersten Mal konkretisiert, wie hoch ab April die Strafzölle auf importierte Autos sein sollen: „In der Nähe von 25 Prozent.“ Die Botschaft ist klar: „Produziert in den USA, das ist besser für euch.“ Unklar ist derzeit, was das für andere Branchen im Stahl- und Aluminiumbereich heißt. Zum Beispiel Sennebogen: Weltweit aktiv, 2 200 Mitarbeiter, geschätzte 700 Millionen Euro Umsatz, in den USA mit eigenem Vertrieb, aber Produktion nur in Europa.
Erich Sennebogen, womit rechnet Ihre Branche?
Sennebogen: Zunächst ist natürlich jetzt die Ankündigung groß und die Spekulation riesig: Was passiert wirklich? Welche Güter sind betroffen, welche Materialien? Da ist immer zuerst die Automobilindustrie im Fokus. Jetzt redet man über Stahl, Aluminium, Anderes. Wie das dann in der einzelnen Maschinenbau-Branche sein wird? Ich bin nicht so skeptisch, dass es uns treffen wird.
Warum nicht so skeptisch wie andere?
Sennebogen: Wenn es uns treffen wird, dann trifft es auch unsere Wettbewerber, weil jeder nach Amerika liefert. Und es ist so, dass Amerika auch einen starken Fachkräftemangel hat und die Maschinen, die wir dort verkaufen, im Moment selber nicht produziert. Das ist die gute Nachricht, die im Moment für uns zutrifft. Aber das ist eine Momentaufnahme.
Gegen China hat US-Präsident Trump schon Strafzölle erlassen. Eine Folge wird sein, dass durch die US-Strafzölle gegen China chinesische Produkte verstärkt nach Europa drücken, weil der US-Markt zu teuer geworden ist. Was bedeutet das für Ihre Branche?
Unternehmer Erich Sennebogen Foto: Engel
Sennebogen: Richtig. Grundsätzlich sind Zölle immer ein gewisses Handelshemmnis, die die Produkte verteuern. Dazu kommen auch gewisse Ungleichheiten in der globalen Wirtschaft. Für uns ist zum Beispiel China ein Problem, weil China hohe Subventionen für seine Industrie gibt, um global irgendwann zu dominieren. Das ist ja deren Ziel. In Europa sind die Chinesen inzwischen sehr aktiv, weil die chinesische Wirtschaft abgestürzt ist. Die Produktionskapazitäten sind aber da, und die Produkte müssen raus. Deshalb sehen wir jetzt subventionierte Produkte in Europa, 30 bis 50 Prozent billiger, gegen die wir wirtschaftlich kaum noch ankämpfen können, und das trifft uns nicht nur in Europa. Es trifft uns noch härter in Afrika, Südamerika, Asien, wo ja der Fokus auf den reinen Produktpreis noch viel stärker ist.
Der Exportanteil von Sennebogen ist 85 Prozent.
Sennebogen: Genau. Wir sind auf Export angewiesen. Wir brauchen die internationalen Märkte. Europa ist unser größter Markt, Amerika unser zweitgrößter, dann kommen Märkte wie Asien, und dabei immer stärker Indien.
Sennebogen hat in den USA den Vertrieb, aber keine Produktion. Wie ernst muss man das Ziel von Trump nehmen: ‚Produziert in den USA, dann ist alles gut‘?
Sennebogen: Wir beschäftigen in den USA Leute im Vertrieb, Kundendienst, Service, und wir werden in Zukunft auch Ausbildung anbieten. Außer in der Produktion sind wir in vielen Bereichen sehr stark engagiert. Es sind in Amerika aber nicht die Fachkräfte vorhanden, wie man sie für eine große Produktion bräuchte.
Der Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) sagt: Schwache Nachfrage, Handelskonflikte und geopolitische Spannungen treffen auf stärker werdende Zweifel an der deutschen Wettbewerbsfähigkeit. Sehen Sie das auch so?
Sennebogen: Das stimmt absolut. Ich bin selber im Vorstand beim VDMA-Baumaschinenbereich. Wir hatten letzte Woche erst Sitzung, und eines der Hauptthemen ist einfach die Bürokratie. Dieses Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist zum Glück im Moment ausgesetzt, denn das ist einfach eine Katastrophe. Oder das Nachhaltigkeitsgesetz: Das ist ein Bürokratiemonster, das keine Tonne CO2 einspart. Diese Dinge kosten uns aber zehn- und hunderttausende Euro jedes Jahr. Das ist Geld, das wir nicht in Produktivität und Innovation investieren können.
Morgen: Teil II - Was Unternehmen wie Sennebogen von der Politik jetzt erwarten