Das Sennebogen-Interview, Teil II:

Erich Sennebogen, Sie haben schon einige Probleme der deutschen Wirtschaft genannt. Was ist aus Ihrer Sicht das Hauptproblem in diesem Land?

Unternehmer Erich Sennebogen Foto: Sennebogen

Sennebogen: Das Hauptproblem, das ich sehe, ist schlechte Politik. Es fehlen Management-Qualitäten und teils Fachkompetenz in der Politik. Man will riesige Ministerien führen, hat aber die Qualität dafür nicht. Fakt ist: Wir brauchen Politiker, die wieder die Wirtschaft im Blick haben. Die Wirtschaft ist das Einzige, das wirklich Geld erwirtschaftet. Wir haben eine Deindustrialisierung in Deutschland, Firmen verlagern ins Ausland, wir haben Firmenaufgaben und Nachfolger-Probleme. Wir müssen jetzt aufpassen. Wir haben keine Bodenschätze in Deutschland, wir haben nur unser Knowhow, unsere Innovation, gute Fachleute und unsere Produkte, die wir ins Ausland verkaufen müssen.

Was erwarten Sie vor diesem Hintergrund von der nächsten Regierung?

Sennebogen: Wir sind ein Familienunternehmen, das riesige Investitionen tätigen muss. Wir stehen täglich im Wettbewerb auch mit Konzernen in einer Zeit, in der die Technologie sich massiv verändert, Diesel zu Elektro, zu Batterien, irgendwann vielleicht Wasserstoff. Dazu müssen wir die globale Ersatzteilversorgung sicherstellen. Denn wir müssen in Indien sein, in Brasilien, in Asien. Wir müssen dort wettbewerbsfähig sein. Dafür brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen, und die können nur die Politiker schaffen.

Was wären die ersten und wichtigsten Maßnahmen, die Sie erwarten?

Sennebogen: Wenn man jetzt nach Amerika schaut: Was macht Trump? Man kann da über allerlei diskutieren, aber er macht ganz klar Bürokratie-Abbau. Bürokratie ist heute das größte Problem. Die Überregulierung, die Bevormundung, das fehlende Vertrauen in Unternehmen und Menschen, das lähmt das gesamte System. Vieles kommt natürlich aus Brüssel, aber es wird in Deutschland zum Teil noch verschärft. Die Unternehmen in Deutschland wissen, was sie zu tun haben. Wir sind leistungsfähig und leistungswillig. Aber das Wichtigste ist jetzt: Dieser bürokratische Sand muss aus dem Systemgetriebe heraus.

Wie kann das gehen, und wo fängt das an?

Sennebogen: Wenn man sieht, was die Ampel an Personal aufgebaut hat, muss man sagen: Der Staat muss schlanker werden. Und er muss aufhören, Geld rauszuwerfen. Wir haben ein Ausgabeproblem und kein Einnahmeproblem. Das Geld muss zuerst in die Infrastruktur. Die ist inzwischen eine Katastrophe. Wir können unsere Schwertransporte allmählich ja gar nicht mehr machen, wir haben inzwischen Riesenprobleme, Genehmigungen dafür zu kriegen. Aber statt in Infrastruktur oder Schulen investieren wir in zum Teil überdimensionierte und überteuerte öffentliche Bauten, und das neue Kanzleramt soll eine Milliarde kosten. Wer verantwortet sowas? Und wenn manche Politiker sagen, wir brauchen höhere Steuern von den Unternehmen: Deutschland ist bereits ein Hochsteuerland. Und ich frage mich: Warum zahlt Amazon hier keine Steuern? Warum Google nicht? Darauf sollte die Politik mal schauen, statt darauf, unsere hohen Bürokratievorstellungen überall in der Welt durchzusetzen.

 Erich Sennebogen, Danke für das Gespräch!

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Alois Rainer im Interview: „Jetzt müssen wir handeln“

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