Touristendebakel: Strategische Wunderheilung
Touristenbus, von der KI erzeugt. Geht in Straubing derzeit schlecht anders. Foto: Chat GPT.
Manchmal kann ich nur staunen über die Strategie, die man im Straubinger Rathaus zu manchen Themen fährt. Zum Beispiel heute im Tagblatt, im Artikel „Bewegung in Sachen Reisebusse“.
Es ist nämlich so, dass der für den Tourismus zuständige Bürgermeister Werner Schäfer im Januar ein Konzept angekündigt hat: Bis zum Frühjahr soll klar sein, wo in der Innenstadt die vom Theresienplatz vorschnell vertriebenen Touristenbusse künftig wieder parken können. Dieses Konzept ist nun da. Und worin besteht es? Glauben Sie’s oder glauben Sie’s nicht: Die vom Theresienplatz verbannten Busse parken künftig wieder - auf dem Theresienplatz! Wirklich, ein großer Wurf.
In diesem heutigen Tagblatt-Artikel wird OB Markus Pannermayr zitiert mit der Äußerung, dass es für Straubing „strategisch klug“ sei, mit einem „Ankommen direkt im Zentrum“ zu punkten. Eigentlich liegt das ja auf der Hand. Und weiter: „Den Stadträten wolle er ans Herz legen, dass das Halten der Busse am Theresienplatz in der Vergangenheit nicht wirklich ein Problem gewesen sei. Es seien ihm jedenfalls keine Beschwerden zu Ohren gekommen.“
Nach jahrelanger Diskussion räumt der OB damit ein: Busse im Zentrum waren „in der Vergangenheit nicht wirklich ein Problem“, und „keine Beschwerden“. Das kann man in Straubing durchaus als Fortschritt verbuchen, und damit haben wir nun ganz offensichtlich folgende Entwicklung:
OB und Schäfer verhindern nichts
Erst werden die Busse auf den Hagen vertrieben, weil eine CSU-Stadträtin das für richtig hält. Noch vor dieser Vertreibung warnen etliche Stadtführer davor, das zu tun. Sie sagen: Sowohl die Donaukreuzfahrer als auch Busreise-Touristen werden sich dann verabschieden; ihr Publikum ist zu alt für Fußmärsche herauf vom Hagen. Auch beim OB gehen solche Warnungen ein, zum Teil auch schriftlich. Aber niemand ist da, der diese Vertreibung verhindert.
Muss retten, was noch zu retten ist: OB Markus Pannermayr Foto: Engel
Der OB verhindert nicht, dass eine Stadträtin aus seiner eigenen Fraktion im Verbund mit anderen Räten diese Vertreibung durchsetzt. Werner Schäfer verhindert nicht. Keinem gelingt es, ihr in den Arm zu fallen.
Wie kann das sein? Haben sie nicht mitbekommen, was sich in ihren Fraktionen abgezeichnet hat? Haben sie das einfach ignoriert? Unterschätzt? Man weiß es nicht. Und dann passiert genau das, wovor die Stadtführer gewarnt haben: Die Reiseveranstalter sagen „Servus, Straubing, anderswo ist es auch schön“, und streichen Straubing aus ihren Programmen. Dann herrscht in Straubing betretenes Schweigen. Auch das Tagblatt schweigt zunächst wochenlang mit.
Endlich schreibt auch das Tagblatt
Dann, endlich, im Januar, schreibt das Tagblatt erstmals über dieses Debakel. Zu diesem Zeitpunkt waren selbst auf dieser kleinen Website schon zehn Artikel und Interviews mit Tourismusfachleuten, Busunternehmern, Geschäftsleuten und anderen Betroffenen erschienen. Aber erst nach dem Artikel im Tagblatt verlässt das Rathaus seine bisherige „So-schlimm-ist-das-alles-auch-wieder-nicht”-Linie und beginnt zu reagieren, und Schäfer kündigt ein Lösungskonzept an.
Und jetzt, im März, wird im Gespräch mit der Tagblatt-Redaktion von Pannermayr und Schäfer der Plan enthüllt, wie das vor vielen Monden in den Brunnen gefallene Kind wieder rausgeholt werden soll: Kommando zurück, Busse zurück auf den Theresienplatz!
Ist es eine Art Wunderheilung, was der OB und Werner Schäfer da nun vorschlagen? Nein, ist es nicht. Sie haben nur entdeckt, was jeder Busfahrer vorher auch bereits wusste: Nämlich, dass Busfahrer am Theresienplatz wenden können und dass man Busse deshalb doch wieder drauffahren lassen kann! Das ist das Konzept, das sie heute im Tagblatt vorgestellt haben.
Und dem OB kann man jetzt nur noch viel Glück wünschen beim Versuch, die Touristen wieder zurückzuholen. Bei den Städtebusreisen gibt es bestimmt gute Chancen. Bei den Donaukreuzfahrern dürfte das etwas schwieriger werden. Aber vielleicht gelingt es ja. Die Stadt wird schon irgendwas anbieten können, ein strategisches Wundermittel vielleicht.