Im Gespräch mit Johannes Spielbauer

Kritisch bei Stadt und Eishockey: Johannes Spielbauer

Tigers-Gesellschafter Hubert Stahl, Unternehmer aus Perkam, zieht jederzeit für die Straubing Tigers ins Gefecht, und Johannes Spielbauer, Stadtrat der Linken, jederzeit für Transparenz und Gerechtigkeit. Und weil Spielbauer glaubt, dass die Stadt sich selber benachteiligt zum Vorteil der Tigers, hat es kürzlich zwischen beiden bei einem Zufallstreffen am Stadtplatz gekracht.

Johannes Spielbauer, wie war das aus Ihrer Sicht?

Johannes Spielbauer: Der Hubert Stahl ist an unseren Wahlkampf-Stand gekommen und hat lautstark kritisiert: Was ich mir einbild‘, immer im Stadtrat gegen das Eisstadion zu wettern. Das war’s eigentlich.

Er selber sagt, dass er Sie einen Ahnungslosen genannt hat, der von Wirtschaft keine Ahnung hat, und dass Sie daraufhin den Tigers Insolvenz und Abstieg gewünscht hätten.

Spielbauer: Nein, das habe ich definitiv nicht gesagt. Er hat gesagt, er wünscht mir, dass ich nicht mehr in den Stadtrat komm. Aber das mit dem Abstieg wünschen stimmt nicht. Das ist nicht mein Ziel, und ich will auch nicht, dass die Straubing Tigers insolvent werden. Ich hab ja auch in meiner Haushaltsrede gesagt, dass ich aus Sicht der Straubing Tigers ihr Vorgehen in Ordnung finde. Die haben ja auch die Pflicht, das Bestmögliche für ihre GmbH herauszuholen. Mir geht es darum, dass ich das Vorgehen der Stadt Straubing falsch finde.

Aber warum eigentlich? Warum finden Sie zum Beispiel falsch, dass die Stadt den Tigers das Stadion-Namensrecht überlässt? Sie kritisieren ja auch nicht, dass die Stadt nicht selber einen Namenssponsor für das Theater oder die Fraunhoferhalle sucht?

Spielbauer: Ich weiß nicht, ob das möglich wäre.

Warum soll das nicht möglich sein?

Spielbauer: Ich weiß nicht, ob das so zieht wie das Eisstadion am Pulverturm.

Aber da sind wir dann an einem entscheidenden Punkt: Das Eisstadion zieht ja wegen der Tigers.

Spielbauer: Genau. Ich bin ja auch dafür, wenn man das Namensrecht vergibt, dann sollen die Tigers einen Anteil daran haben. Die aktuelle Situation ist ja deswegen die schlechtestmögliche, weil das Namensrecht abgegeben worden ist und die Stadt keinen Sponsor suchen kann, sondern nur die Straubing Tigers. Aber wenn die einen Sponsor gefunden haben, müssen sie trotzdem wieder zur Stadt gehen und das sozusagen genehmigen lassen. Und im schlechtesten Fall finden die Tigers einen Sponsor, aber die Stadt sagt: Nein, der gefällt uns nicht. Und dann gibt’s wieder nix.

Aber die Erfolgschance ist doch deutlich höher, wenn die Tigers das machen, als wenn die Stadt sucht. Und dass das Geld an die Tigers geht, scheint doch logisch, weil der Wert sind ja die Tigers. Ohne Tigers kriegt man ja gar nichts fürs Namensrecht.

Spielbauer: Das stimmt. Wenn nur der EHC drin spielen würde, wäre der Wert nicht so da.

VIP-Raum mit Tigers-Logo, im Hintergrund Stadion-Fan-Gastro: Wer hat’s finanziert? Stadt oder Tigers?

Und weil wir beim Geld sind: Eishockey auf diesem Niveau ist ja immer ein Zuschussgeschäft. Die Gesellschafter gleichen ja jede Saison ein Defizit aus. Wenn da die Stadt sagt, ‘wir unterstützen die Tigers, indem wir ihnen das Namensrecht geben, das ohne die Tigers rein gar nichts wert wäre’, ist das doch in Ordnung.

Spielbauer: Ich könnte mir schon vorstellen, dass man in einer anderen Konstellation den Tigers das Namensrecht direkt überlässt. Aber aktuell ist es so, dass die Stadt Straubing jährlich zwei Millionen an Unterhaltskosten für das Stadion bezahlt und wir uns das langfristig nicht mehr leisten können. Ich hab wirklich die Befürchtung, dass die Regierung von Niederbayern irgendwann sagt: Der Unterhalt eines Eisstadions ist keine notwendige Ausgabe. Da wäre gut, wenn man dann sagen kann: Wir generieren damit auch Einnahmen über das Namensrecht.

Aber mit diesem Stadion generiert die ganze Stadt Einnahmen: Einkommenssteuer von Spitzenspielern und Club-Angestellten, Hotelbuchungen, Gastronomie; und wenn Unternehmen Fachkräfte suchen und die wissen wollen, wo diese Stadt überhaupt liegt und was sie zu bieten hat, hilft es durchaus, wenn du einen attraktiven Proficlub hast: das ist ein weicher Standortfaktor.

Spielbauer: Stimmt, und es stört mich auch nicht, dass man die Tigers fördert. Mich stört, dass man das versteckt macht. Man müsste eine ordentliche Pacht verlangen, und im Gegenzug gibt’s eine ordentliche Sportförderung, die all das berücksichtigt, was Sie grad gesagt haben: Weiche Standortfaktoren, Image, alle diese Sachen.

Wieviel lässt sich die Stadt Straubing eigentlich das Theater jedes Jahr kosten?

Spielbauer: Das hab ich jetzt nicht im Kopf.

Theater ist auch eine Profi-Unternehmung. Die Stadt zahlt dafür eine Umlage, die sechsstellig ist, sie bezahlt pro Aufführung einen bestimmten Betrag, und gibt von den Ticketpreisen etwas ab. Und das Theater selber ist auch sehr teuer gebaut worden. Und alles ist genauso eine freiwillige Leistung der Stadt, die aber nicht weit über 150 000 Besucher pro Jahr nach Straubing bringt, sondern höchstens 10 000, ohne Hotel, ohne Gastro, ohne Imagegewinn. Ist es da nicht sehr kleinkariert, ständig auf Pacht und Unterhaltskosten rumzureiten?

Spielbauer: Ich würde das nicht sagen. Man sollte eine richtige Pacht feststellen und dem eine Förderung gegenüberstellen.

Aber warum? Da denke ich doch: Was ist denn los in diesem Land? Warum kann man einfache Dinge nicht ganz einfach machen? Warum gleich wieder bürokratisch irgendwas aufbauen? Wir verlieren uns doch in Bürokratie.

Spielbauer: Das stimmt einerseits. Aber irgendwo muss gespart werden.

Dann fangen wir doch beim Theater an. Da sind immer die gleichen 300 Leute. Fangen wir doch da an, und nicht da, wo auch ein Rückfluss ist.

Spielbauer: Das wäre auch eine Möglichkeit, dass man sagt, gut, dann muss das Theater zugesperrt werden. Da haben Sie mich auf jeden Fall auf etwas gebracht. Das muss ich mir auch anschauen.

Solche Sachen wird’s viele geben. Dann sperren wir den Tierpark auch zu, das Theater, das Eisstadion. Und brauchen wir unbedingt ein Hallenbad? Wir demontieren uns dann als attraktive Stadt aber selber. Wollen wir das? Wollen wir einen Stadtrat haben, der sagt: Um kurzfristig zu sparen, demontiere ich langfristig die Attraktivität meiner Stadt?

Spielbauer: Ich möchte das am liebsten natürlich alles behalten. Das Problem ist nur, das wir nicht die Mittel zur Verfügung haben.

Und den Kabinenbau für den Nachwuchs finde Sie aber richtig.

Spielbauer: Ja.

Was glauben Sie: Wieviel Kinder werden noch in der Nachwuchskabine sein, wenn keine Profimannschaft mehr da ist? Dann haben wir das auch noch umsonst hingebaut. Dazu braucht man doch dieses Aushängeschild Tigers.

Spielbauer: Ja, stimmt.

Und das alles fehlt in der Argumentation, die von Ihnen und der ÖDP immer kommt. Ich war in der Stadtratssitzung, in der Karl Dengler von der ÖDP gesagt hat - noch bevor der OB klargemacht hat, dass der neue Steinway-Flügel fürs Rathaus aus Spenden bezahlt wird – dass für diesen Flügel Geld da sein muss, weil das Kultur ist: 200 000 Euro für einen Flügel, obwohl im Rittersaal schon einer steht. Aber die großen Pianisten werden doch gar nicht da sein, es werden überwiegend Nachwuchspianisten von unseren Schulen sein, die da spielen werden: beim städtischen Unternehmenspreis oder Hochschulpreis, auf einem 200 000 Euro-Flügel. Aber da sind Sie dafür. Und das ist der Bruch in der Logik bei Ihnen.

Spielbauer: Ja, ich kann nachvollziehen, was Sie meinen.

Ein Profi-Eishockeyspiel vor 5 000 Leuten: Das ist auch Kultur, und das hat sogar einen Mehrwert für die Stadt. Aber das wird missachtet, und das verstehe ich nicht.

Spielbauer: Wir sehen halt den großen Batzen, der in den letzten Jahren da hineingeflossen ist.

Aber dieser Batzen ist doch auch ein Stärkung von Straubing: von Nachwuchs, Wirtschaft, und wir sprechen vom Eisstadion als dem Gebäude, das die höchste Auslastung in der Stadt hat, von acht Uhr früh bis Mitternacht. Wie oft dagegen wird auf diesem Steinway-Flügel gespielt und die Top-Klangqualität wirklich rausgeholt? Da müssen Sie doch selber auch lachen?

Spielbauer: Wenn Sie das so sagen, dann ja. Ich werde das jedenfalls in der Fraktionssitzung ansprechen.

Johannes Spielbauer, Danke für das Gespräch!

Zurück
Zurück

Touristendebakel: Strategische Wunderheilung

Weiter
Weiter

Streitbare Niederbayern