Straubinger Satire
Enttäuscht von Straubing: Pega DMC-Chef Ilja Hampel Foto: Pega DMC
„Da hat man“, sagt Ilja Hampel, „keine Kosten und Mühen gescheut, ausgerechnet die Flusskreuzfahrer aus Straubing wegzubringen. Und das zu einem Zeitpunkt, wo man mit großem Tamtam zur großen Donautourismus-Konferenz im nächsten Jahr eingeladen hat.“ Kurzes Schweigen. Dann: „Schöner kann das auch eine Satire nicht treffen.“
Hampel ist Geschäftsführer von Pega DMC Germany, einem Spezialisten für Landarrangements von Flusskreuzfahrern. Mit einem großen Netzwerk an Vertragspartnern an Rhein, Main und Donau organisiert Hampel Stadt-Rundgänge und –fahrten für Kreuzfahrerschiffe. In Straubing haben Busse die Kreuzfahrttouristen bisher drei Kilometer vom Zentrum entfernt an der Schleuse abgeholt und zum Theresienplatz gefahren. Bereits diese drei Kilometer waren ein Standortnachteil. Jetzt werden die Touristen zum Busbahnhof am Hagen gebracht. Dann geht’s knapp einen Kilometer zu Fuß.
Drei Kilometer Busfahrt, um dann zu laufen? Für ein Senioren-Publikum, das gewohnt ist, direkt vom Schiff ins Zentrum zu kommen wie in Passau und Regensburg? Das machen Kreuzfahrer nicht mit. „Uniworld ist schon weg“, weiß Hampel. „Phoenix ist ziemlich sicher weg, die endgültige Entscheidung fällt Mittwoch.“
15 Minuten braucht ein nicht mehr ganz rüstiger Mensch vom Busbahnhof zur Dreifaltigkeitssäule. Hin und zurück sind das 30 Minuten. Es sind 30 Minuten, die ältere Touristen als lästig empfinden, und es sind 30 Minuten, die zum Genießen der Stadt einfach fehlen. Die Kreuzfahrt-Unternehmen verabschieden sich von Straubing. Es ist ein Schlag für die Stadt.
Da ist zunächst das Image: Keine zwei Wochen ist es erst her, dass auf der Internationalen Donauschifffahrts- und Tourismuskonferenz Straubing als nächster Tagungsort verkündet wurde. Straubing folgt damit auf Budapest und Linz, ein großer Prestigegewinn in der Branche.
Dieser Erfolg droht zum Horrorszenario zu werden: Die Vertreter der Stadt werden womöglich zur Eröffnung der Donautourismus-Konferenz im nächsten November sagen müssen: „Ja, ja, Donautourismus, den hat Straubing früher auch einmal gehabt.“ Jetzt aber nicht mehr, weil sechs Stadträte im Ordnungsausschuss dafür gesorgt haben, dass auf den Theresienplatz kein Touristenbus mehr darf.
Das ist nicht nur peinlich. Auch wirtschaftlich ist das ein Verlust. Touristen aus den USA und Kanada waren bisher zahlungskräftige Kunden in Geschäften wie Markgraf. Deutsche Touristen sind zwar eher mit Kleinausgaben vertreten, aber sie sind interessant für den Folgetourismus: Wenn Nebenzielorte wie Straubing überzeugen, steigt die Wahrscheinlichkeit, das diese Touristen zu einem Wochenende mit Hotelübernachtung zurückkommen.
Das alles ist nun in Gefahr. Ein paar Schiffe werden bis Jahresende noch kommen. Und dann? „Wir brauchen eine Lösung“, sagt CSU-Stadtrat Peter Mittermeier. Im Ordnungsausschuss war er für das Bus-Verbot, die 700 Meter Fußweg vom Hagen hielt er für kein Problem. Aber der Verlust der Kreuzfahrer wäre ein Problem. Vielleicht ein Halt am Theresiencenter? Oder am Bayerischen Löwen? 0der irgendwo anders? Oder wo? Oder ist das Problem einfach unlösbar?