Eigentor
Das war wohl ein Eigentor: Donau-Kreuzfahrer haben Straubing ab sofort aus dem Fahrplan gestrichen und wollen Straubing links liegen lassen. Der Grund: Ein Ordnungsausschuss-Entscheid, dass Touristenbusse künftig nicht mehr auf den Theresienplatz dürfen. In Straubings Tourismusbranche wird nun befürchtet, dass diese Schiffe nun endgültig weg sind.
Busse müssen Touristen seit einiger Zeit am Busbahnhof am Hagen aussteigen lassen. Im Ordnungsausschuss haben sechs Stadträte um CSU-Stadträtin Renate Lermer, Grünen-Fraktionschefin Feride Niedermeier und Linken-Stadtrat Johannes Spielbauer am 10. Oktober denkbar knapp durchgesetzt, dass es dabei bleibt. Das Amt für Tourismus hatte daraufhin drei Reedereien darüber informiert. Die Reaktion der Reedereien: Keine Fahrten nach Straubing mehr.
Straubings Geschäftswelt ist entsetzt: „Eine Katastrophe“, sagt zum Beispiel Peter Markgraf vom Modehaus Markgraf, „wir brauchen jede Art von Tourismus in unserer Stadt! Jeder Tourist ist ein Geschenk, wir können uns nicht erlauben, Touristen zu verlieren.“
Ähnlich äußern sich andere Geschäftsleute und Gastronomen. Sie alle haben von den durchweg wohlhabenden Touristen vor allem aus den USA, Kanada oder England profitiert. Damit ist es zumindest vorerst vorbei. Eine ungenannt bleiben wollende Stimme fürchtet gar: „Das Schlimme ist doch: Was weg ist, ist weg. Diese Schiffe kommen nicht wieder.“
Es sind kaum ein Kilometer vom Hagen zum Theresienplatz. Doch für das Kreuzfahrer-Klientel ist das zu viel: Es sind meist gehunwillige Senioren, die zwar Geld haben, aber gewohnt sind, bis direkt ins Zentrum gefahren zu werden. Diese 700 bis 800 Meter werden von Reedereien als extrem ungünstig eingeschätzt.
Straubing ist für Kreuzfahrer sowieso eine Herausforderung. Die Anlegestelle unweit vom Schloss ist zu vielen Zeiten wegen Hoch- oder Niedrigwasser nicht nutzbar, die Anfahrt per Bus von der Zweit-Anlegestelle an der Schleuse weit außerhalb der Stadt wirkt gerade auf das erlebnishungrige US-Publikum unattraktiv.
Diese Situation haben die Anhänger eines busfreien Theresienplatzes im Ordnungsausschuss komplett unterschätzt. Weil SPD-Stadtrat Peter Stranninger die die entscheidende Sitzung zu spät kam, setzten sie sich auch gegen 3. Bürgermeister und Ausschussvorsitzenden Werner Schäfer durch. „Ich habe mit Engelszungen gepredigt“, sagt Schäfer, „dass dieses Busse-raus Blödsinn ist.“ Schäfer kann jetzt nur hoffen, dass doch noch etwas zu retten ist.
Wenn nicht, wäre das nicht nur ein harter Schlag für Straubings Tourismus, Gastronomie und Geschäftswelt. Es wäre auch extrem peinlich für die Stadt: Im nächsten September ist Straubing Nachfolger vor Budapest als Austragungsort der Internationalen Donauschifffahrts- und Tourismuskonferenz. Dann kommen bis zu 400 Repräsentanten von Donauschifffahrt und Tourismus nach Straubing. Sie könnten hier sehen, wie man es am besten nicht macht.