Stadtrat und Eishockey: Entscheid zum Namensrecht
Wir wissen nicht, welches Stadion der Stadtrat Johannes Spielbauer am Montagabend im Stadtrat gemeint hat, als er von „zwei bis drei Millionen Euro“ gesprochen hat, die das Namensrecht „in einem vergleichbaren Fall“ gekostet habe. Vergleichbarer Fall? War das im Fußball? Oder im Eishockey? Und war‘s für eine Saison? Oder für fünf? Für ein Jahrzehnt? Oder gar für die Ewigkeit?
Was heißt hier „zwei bis drei Millionen“ und „vergleichbarer Fall“? Wir wissen es nicht. Im Erstliga-Fußball bezahlt man bis zu sechs Millionen Euro für das Namensrecht, pro Saison selbstverständlich. Im Erstliga-Eishockey ist es leider nicht ganz so viel: 800 000 Euro derzeit in Frankfurt, und zwar für vier Jahre, 500 000 Euro in Schwenningen, aber für fünf Jahre.
Die Agentur Sportvertiser nennt es „schwierig, einen genauen Durchschnittspreis für die Namensrechte lokaler Sportstadien zu ermitteln. Als grobe Schätzung kann man jedoch sagen, dass kleine lokale Sportstadien mit einer regelmäßigen Besucherzahl von 10.000 Namensrechteverträge im Bereich von 5.000 bis 50.000 pro Jahr abschließen können.“ Was also meint Johannes Spielbauer mit „zwei bis drei Millionen Euro“? Es ist zu befürchten, er weiß es selber nicht.
Am Montagabend im Stadtrat haben die Straubing Tigers das Namensrecht am Stadion zum Glück bekommen. Das war völlig richtig. Es ist ja die Aufgabe einer Stadt, ihre Familienmitglieder zu stärken, und die Tigers sind kein ganz unwichtiges Familienmitglied. Sie bringen Besucher in die Stadt, die Hotels und in die Gastronomie, sie bringen einen sechsstelligen Lohnsteuer-Anteil in die Stadtkasse, sie bringen Spaß, Stolz, Identifikation, Gefühle. Das hat einen Wert. Und das ist der Grund, warum dieses Namensrecht überhaupt einen Wert hat.
Den Wert schaffen die Tigers; die Stadt muss im Grunde froh sein, dass es die Tigers gibt. Deshalb ist dieses Namensrecht bei den Tigers am besten aufgehoben. Aber wenn die Tigers einen Namenskäufer finden, muss erst der Stadtrat erneut zustimmen. Wollen wir wetten, dass dann das ganze Theater von vorn los geht? Sechs Stadträte - von Linke, ÖDP und SPD - haben ja jetzt schon gegen diese Namensrechtsübertragung gestimmt. Weil sie finden, dass die Stadt hier möglicherweise “Millionen” an die Tigers verliert.
Dann wird Karl Dengler von der ÖDP wieder sagen, dass die Stadt so unglaublich viel Geld in das Stadion gesteckt hat, und nur für den Profisport, und dass da etwas zurückkommen muss. Dann wird ihm der OB wieder erklären müssen, dass dieses Stadion auch ohne Profisport die meistbenutzte Sportstätte der Stadt ist und Geld kostet, und dass da unterm Strich viel zurückkommt. Aber Eishockey wird für Karl Dengler weiterhin bäh sein, weil ihm ein Steinway-Flügel fürs Rathaus einfach wichtiger ist, weil das Kultur ist und sonst keine erstklassigen Pianisten kommen. Als ob erstklassige Pianisten keine Vollprofis wären und Eishockey kein Teil von Straubings Kultur.
Auch Johannes Spielbauer wird weiterkämpfen; er wird weiterhin wittern wollen, dass hier gegen das Gesetz Geld verschleudert wird, weil die Stadt ja am Rande des Bankrotts steht. Er wird nicht verstehen wollen, dass es ohne die Tigers keinen Käufer für dieses Namensrecht geben wird, so wie die Stadt selber auch keinen Käufer für das Namensrecht für die Fraunhoferhalle finden würde. Obwohl diese Halle die Stadt auch sehr viel Geld kostet, und obwohl internationale Stars in ihr auftreten: Alvaro Soler, Nils Landgren, you name it, und eine ostbayernweit bedeutende Verbrauchermesse gibt es da auch noch. Warum sieht eigentlich da kein Spielbauer oder Dengler städtischen Handlungsbedarf?
Vielleicht wird auch noch einmal Peter Euler das Wort ergreifen wie am Montagabend, und eine Fanabstimmung ins Gespräch zu bringen. Eine Fanabstimmung! Ein lieber Gedanke, irgendwie romantisch, irgendwie ultraschön: Wir stimmen ab, und dann sagen wir: „Eisstadion am Pulverturm!“, und „Der Pulverturm brennt!“, und “Hey, scheiß auf die Kohle, wir wollen Tradition!”
Dummerweise ist es aber so, dass Ingolstadt einen zweistelligen Millionenetat hat und München sowieso, wir aber trotzdem gern Siege gegen München und Ingolstadt hätten. Und darum wäre am besten, wenn dieses Stadion zum Beispiel: „Krones-Arena am Pulverturm“ hieße. Oder „Bierschneider-Arena am Pulverturm“. Oder „Krinner-Arena am Pulverturm“. Zumindest ist jetzt eine Chance dafür da.