Schule machen?

„Trotz Zusicherung“, schreibt das Straubinger Tagblatt, „werden laut Verwaltung die zusätzlichen Räume für das Johannes Turmair-Gymnasium nicht zum Schuljahresbeginn 2025 fertig.“ Das ist schlecht, war aber erwartbar. Wann wären Zeitangaben schon einmal eingehalten worden? Aber das ist nicht das große Problem. Interessanter ist etwas Anderes.

Vor 24 Jahren, im Schuljahr 10/11 hat es an den vier Straubinger Gymnasien 3 300 Schüler gegeben, aufgeteilt 95 Klassen.

Im vergangenen Jahr waren es 2 483 Schüler, aufgeteilt auf 96 Klassen.

Es gibt heute also über 800 Schüler weniger, aber einen Klassenraum mehr. Dafür ist das Ludwigsgymnasium ausgebaut worden, und das Bruckner-Gymnasium ist auch ausgebaut worden. Vor 20 Jahren hat es übrigens über 100 Klassen an Straubings Gymnasien gegeben. Und jetzt ist da das Problem, dass das Turmair-Gymnasium nicht wie geplant ausgebaut werden kann, und der Schulausschuss schaut deswegen bedröppelt. Wie ist das möglich?

Möglich ist das deswegen, weil Eltern sich das Gymnasium für ihre Kinder aussuchen können. Einmal ist das Luggy en Vogue, ein anderes Mal das Bruckner, und momentan ist das Turmair angesagt. Diese Entscheidungsfreiheit ist der Fehler.

Ein teurer Fehler. Er zwingt die Städte, ständig irgendwo nachzurüsten, und anderswo sind dafür Kapazitäten frei. Vernünftiger wäre, wenn die Schüler da hin gehen müssten, wo Plätze frei sind. Das geht aber nicht, heißt es dann. Weil ja das eine Gymnasium musisch orientiert ist, das andere humanistisch-altsprachlich und das dritte technisch-naturwissenschaftlich. Und jedes Kind hat das Recht, dass es nach Begabung und Neigung gefördert wird. Ist es nicht so?

Nein, so ist es nicht. Es ist nicht so, weil es so nicht mehr ist. Es war einmal so, aber das ist Jahre her. Wer glaubt, dass das Bruckner-Gymnasium immer noch einen musischen Zweig als Schwerpunkt hat, ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Vor 20 Jahren war das noch so, aber heute nicht mehr. Das Bruckner hat noch das Image eines musischen Gymnasiums, aber faktisch bietet es genau das Gleiche wie alle anderen auch. Und bei allen anderen ist das auch so. Große Unterschiede zwischen den Gymnasien gibt es nicht mehr. Alle sind mehr oder weniger auf dem gleichen Niveau.

Und dafür Millionen investieren? Nur, damit ein Image aufrecht erhalten wird, das gar nicht mehr stimmt? Nicht in einer Zeit, in der gerade die Kommunen über Geldmangel klagen.

Vernünftig und mutig wäre, wenn der Stadtrat offen Folgendes sagen würde: Unterm Strich haben Straubings Gymnasien Platz genug für jeden, wenn nicht an diesem Gymnasium, dann halt an jenem. Der Lehrplan kommt eh aus München, das Abitur ist überall gleich, und deshalb sollte eine Kommune kein Geld ausgeben für Dinge, die bestenfalls nett zu haben sind, aber nicht wirklich notwendig.

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