Her mit dem Ampelmann!

Sieht dem Holger Frischhut zum Verwechseln ähnlich: Der Bruder Straubinger (rechts) Foto: Privat

Sensation! Wissen Sie, was mir gelungen ist? Ein Interview mit dem Bruder Straubinger! Dem echten! Nicht mit der Statue! Und wenn Sie wollen, dass er auch ein Ampelmantschgerl in Straubing sein soll, dann lesen Sie jetzt! Denn der Bruder Straubinger ist ja nicht nur eine literarische Figur aus einem vor gut 200 Jahren entstandenen Trinklied des Landshuter Medizinstudenten Carl Theodor Müller, genannt "Saumüller", und er ist nicht nur ein Denkmal am Steiner-Thor-Platz, und nicht nur ein Sinnbild des fröhlich wandernden Handwerksburschen: Nein, da ist so viel mehr! Und deshalb die Frage:

Servus Bruder Straubinger, finden Sie eigentlich, dass wir Straubinger genug über Sie wissen?

Bruder Straubinger: Ich glaub, da gibt’s noch was, das abgeht. Alles weiß man nicht über den Bruder Staubinger. Zum Beispiel: Wenn man an der Statue steht, und da sieht man den Stock in der rechten Hand, und vorne ist ein Fisch drin. Warum? Weil das die Wegzehrung ist auf der Wanderschaft.

Da schau her! Und haben Sie selber zum Beispiel gewusst, dass der Bruder Straubinger auch ein kleiner Felsgipfel war, auf einer bekannten Klettertour im Elbsandsteingebirge, und dann ist er leider vor zehn Jahren weggesprengt worden?

Bruder Straubinger: Das hab ich als Bruder Straubinger selber nicht gewusst. Aber das ist ja auch nicht meine eigentliche Geschichte, und die ist mir wichtiger.

Aber dass der Karl Marx und der Friedrich Engels keine Fans von Ihnen waren, das haben Sie mitgekriegt? Sie waren ja Zeitzeuge, quasi.

Bruder Straubinger: Das hab ich mitgekriegt, ja. Aber das “Warum” weiß ich nicht. Nur, dass das keine Fans von mir waren.

Die haben die Bezeichnung „Straubinger“ abwertend benutzt, für die Zunft-Mentalität der kleinbürgerlich und reaktionär gesinnten Handwerker. War des a Frechheit? Oder ist da was dran?

Bruder Straubinger: Eine absolute Frechheit. Ich selber als Handwerker bin nicht reaktionär. Ich versuch allen zu helfen, und das machen alle meine Kollegen genauso. Der Bruder Straubinger hat sich viel angeschaut, hat viel dazugelernt, hat in die Welt geschaut und hat Werte gelebt. Drum ist das a Frechheit von Marx und Engels und stimmt einfach nicht.

Was für ein Handwerker waren Sie eigentlich? Zimmerer? Glaser? Dachdecker? Kaminkehrer?

Bruder Straubinger: Ich hab alles probiert. Das steht auch in dem Biedermeier-Buch vom Attenkofer-Verlag, dass der Bruder Straubinger zum Beispiel ein armer Kaminkehrer war, aber auch als Schneider unterwegs war.

Und 1903 haben Sie dann einen Riesenerfolg gehabt. Sie wissen, wo?

Bruder Straubinger: Nicht auf Anhieb.

 20. Februar 1903: Uraufführung der Operette „Bruder Straubinger“ im Theater an der Wien, ein hochberühmtes Theater, erbaut von Emanuel Schikaneder, auch ein Straubinger. Der “Bruder Straubinger” war der erste große Erfolg für den Komponisten Edmund Eysler, das Lied "Küssen ist keine Sünd bei einem schönen Kind" ist ein Hit geworden, und das Operetten-Lexikon schreibt: „Die gut gelungene, in Deutschland Ende des 18. Jahrhunderts spielende, Handlung enthält eine Fülle von komischen Situationen und erzählt von der Suche eines Mannes nach dem richtigen, glücklichen Lebensweg.“

Bruder Straubinger: Ich hab mein Glück auch gefunden, bei meiner Frau.

In der Titelrolle war der Alexander Girardi, Operettensänger, Tenor. Einer der Größten der Zeit. Es gibt Girardi-Gassen, in Wien, Graz, Salzburg und Ischl, in Wien einen Girardi-Park mit Girardi-Denkmal, es gibt den Girardi-Hut und den Girardi-Rostbraten. Sie kennen den?

Bruder Straubinger: Girardi-Rostbraten? Das ist ja interessant.

Genau. Der Girardi war einmal zum Abendessen zusammen mit dem Kaiser Franz Joseph bei einer Freundin eingeladen. Girardi war Gemüsefreund, der Kaiser ganz klar beim Rindfleisch. Da hat die Freundin der Köchin gesagt, ‚Machens fei ja recht viel Gmias übers Rindfleisch!‘ Das Fleisch war dann komplett überdeckt, und so ist der Girardi-Rostbraten entstanden. So bedeutend war der Mann. Und dieser Mann hat den ersten Bruder Straubinger gespielt!

Bruder Straubinger: Da wär’s doch sicherlich interessant, wenn der Bruder Straubinger in Straubing ein Lied daraus singen tät.

Da forschen wir nach, nach dem Lied! Und es gibt übrigens sogar eine Bronzefigur von Alexander Girardi als Bruder Straubinger, im Wiener Theatermuseum am Lobkowitzplatz. Ham Sie des gwusst?

So hat er in Wien ausgeschaut: Alexander Girardi als Bruder Straubinger. Foto: Privat.

Bruder Straubinger: Da schau ich nach, wenn ich das nächste Mal dort bin.

Und da sieht man: Sie waren und sind bedeutend! Und jetzt vielleicht eine große Zukunft als Ampelmantschgerl! Wär das nicht schön?

Bruder Straubinger: Das wär ein Traum! Wenn in Straubing der Bruder Straubinger ein Ampelmantschgerl kriegen tät, und ned nur an einer Ampel! Ich tät sogar so weit gehen, dass das den Stadtgraben entlang sein sollt’, bis Richtung Altstadt hin. Da gehört das hin!

Gute Idee! Wie müsste das denn gestaltet sein? Was muss da unbedingt sein als Erkennungsmerkmal?

Bruder Straubinger: Der Hut und der Stock, das muss dabei sein.

Es hat ja ein CSU-Stadtrat da schon einmal einen Vorstoß gemacht in diese Richtung. Da ist aber nix draus geworden. Warum eigentlich nicht?

Bruder Straubinger: Das war damals ein Vorstoß vom Andreas Fuchs. Da hat man damals aber gesagt, dass das nicht so einfach geht, mit einem Austausch von Ampelmännchen. Wobei das meiner Ansicht nach ein Quatsch ist, weil in Mainz gibt’s die Mainzelmännchen, in München hamma jetzt den Pumuckl und in Berlin den Berliner Bär.

Und in Bremen die Bremer Stadtmuskanten, und in Emden/Ostfriesland den Ottifanten und sogar den Otto Waalkes selber im typischen Otto-Gang, obwohl der noch gar nicht tot ist. Und Sie haben doch selber auch Beziehungen in den Stadtrat. Manche sagen sogar, dass Sie das Alter Ego vom Holger Frischhut sind, dem CSU-Fraktionschef. Macht der da nix? Mag der ned? Traut er sich ned? Ist es ihm wurscht?

Bruder Straubinger: Nein, das ist dem ned wurscht, der macht da mit. Aber das ist der Antrag vom Andreas Fuchs, und mein Alter Ego, der Holger Frischhut, wird das unterstützen und sich auch darum kümmern, dass wir in Straubing den Bruder Straubinger als Ampelmanderl bekomme. Und dann machen wir miteinander ein gemeinsames Buidl.

Sehr schön! Und jetzt zum Schluss noch ein Tipp: Wann kommt das Bruder Straubinger-Ampel-Mantschgerl? Wie lang dauert ein so kompliziertes Unterfangen in einer so fortschrittlichen Stadt wie zum Beispiel Straubing?

Bruder Straubinger: Ich glaub, das kann man schon durchbringen. Wenn’s der Bruder Straubinger und der Fraktionsvorsitzende in Personalunion machen, dann werden wir schon eine zeitlich sehr angemessene schnelle Lösung hinkriegen.

Das klingt doch gut, und da bleiben wir dran, Bruder Straubinger, und Danke für das Gespräch! Foto: Privat.

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