Liebhaber gesucht
Suchen Käufer: Stadträtin Feride Niedermeier, Vereins-Vize Tanja Deutsch, Baudirektor Oliver Vetter-Gindele, Kämmerer Roman Preis und ein Medienaufgebot inklusive BR. Foto: Engel
Angenommen, ich hätte 1,65 Millionen Euro übrig, plus vielleicht noch einmal fünf, dann wüsste ich, was ich täte: Ich würde den Dechanthof kaufen, sanieren und Wohnungen reinbauen. Und in einer davon würde ich selber wohnen: direkt im Zentrum, und trotzdem vergleichsweise ruhig, und genau an der Stelle, an der Ludwig der Kelheimer Straubing gegründet hat, 1218, Sie wissen das. Die Grundmauern sind vermutlich noch da, ich wäre ein wohntechnischer Nachfahre des Kelheimers. Es wäre so super. Der Dechanthof ist ein Juwel.
Den Saal im Burgtheater würde ich liebevoll restaurieren lassen. Er ist es wert: Stuckdecke, tolle Fenster, alles lange Zeit verbaut, aber seit Dezember ehrenamtlich freigelegt vom „Verein zum Erhalt des Burgtheaters“, einem Verein, auf den die Stadt stolz sein kann. Und jetzt, dummerweise, der Pferdefuß: Ich hab leider gar keine 1,65 Millionen. Drum ist die spannende Frage: Wird ein anderer kommen, der den Kaufpreis zu zahlen bereit ist, den die Stadt aufruft?
Echter Gewinn für die Stadt
1,65 Millionen Euro ist das Mindestgebot. Es setzt sich zusammen aus dem, was die Stadt vor sieben Jahren selber bezahlt hat, plus Zinsen und Planungskosten für Rathausbüros, die die Stadt hier dann aber doch wieder verworfen hat, minus die Parkgaragen an der Westseite in Richtung Weytterturm, die die Stadt zur Grünfläche machen will.
Gestern Nachmittag hat die Stadt ihre Verkaufspläne vorgestellt. Tagblatt, Niederbayern TV, Radio Maximal und sogar ein Team vom BR-Studio Deggendorf waren da. Heute Abend wird ein Bericht in der Abendschau kommen: Die Stadt trommelt heftig. Sie sucht bayernweit nach Interessenten.
Da sind drei Probleme
Im Idealfall könnten im Dechanthof Wohnungen entstehen, direkt in der Innenstadt. Der Saal des früheren Burgkinos könnte wieder öffentlich zugänglich werden; die Stadt möchte, dass ein Investor den Burgtheater-Verein einmal im Monat eine Veranstaltung machen lässt. In der übrigen Zeit könnte ihn der Investor vermarkten als Saal für repräsentative Veranstaltungen und Feiern, vergleichbar dem Mannschaftscasino oder der Hubertushalle an der Regensburger Straße. Aber wird es so kommen?
Man ahnt die Schönheit: Die wieder freigelegten Fenster und Stuckdecke im Burgtheatersaal. Foto: Privat
Die Hubertushalle, diese wunderbare, stilecht und stilvoll restaurierte Halle, hat ein Problem: Das ist der Denkmalschutz. Der Denkmalschutz verbietet Lärmschutzfenster in solchen Gebäuden. Damit ist die Zahl der Veranstaltungen limitiert. Im Burgtheater dürfte mehr möglich sein. Im Stadtkern der Innenstadt, sagt Straubings Baudirektor Oliver Vetter-Gindele, gelten andere Richtlinien. Schwierig wird’s trotzdem. Denn da sind drei Probleme.
Glücksritter aussortieren
Das erste Problem: Die Stadt hat 2018 gekauft. Da waren die Marktpreise hoch, heute sind sie niedriger, aber die Stadt will ihren damaligen Preis plus Zinsen und Planungskosten zurück. Wie bewerten das Investoren? Das zweite Problem: Nach dem Lockern der Schuldenbremse steigen die Zinsen, für Investoren werden Kredite teurer. Und das dritte Problem: Die Renditeerwartung bei Denkmalschutz-Projekten wie dem Dechanthof ist immer niedrig.
Die Stadt verweist deshalb in ihrem Exposé auf Förder- und Abschreibungsmöglichkeiten. Aber auch damit wird sie angewiesen sein auf einen Investor, und der muss drei Dinge haben: Erfahrung und Wissen, was solche Projekte bedeuten. Wenn nicht, kann es ihm ergehen wie gleich zwei Investoren, die nur wenige hundert Meter entfernt bei der Restaurierung der Fronfeste gescheitert sind, bevor es gelungen ist.
Er muss außerdem seriös und finanzkräftig sein. Glücksritter wie die zwischenzeitlichen Käufer des früheren IfH-Instituts an der Eichendorffstraße helfen nicht weiter. Und Drittens: Er muss eine kleinere Rendite als üblich akzeptieren. Mit anderen Worten: Gesucht ist ein Liebhaber, aber keiner wie ich, sondern einer mit Expertise und Geld. Falls Sie einen kennen: In sechs Wochen ist Abgabeschluss. Dann wird man sehen.