Gutzumachen ist: Rund eine Million Euro

Verlieren Kunden: Die Tourist-Info und wohl auch das Museum. Foto: Engel

Ein Trümmerhaufen kann ja auch die Chance zum Neuanfang sein. Das ist die gute Nachricht. Wie inzwischen auch das Tagblatt berichtet, ist ein wichtiger Teil des Tourismus in Straubing zusammengebrochen, und zwar unter tätiger Mithilfe einiger Mitglieder des Straubinger Ordnungsausschusses, die eine Entscheidung durchgesetzt haben, die ebenso falsch wie folgenreich war. Die Frage ist nun: Lässt sich der Schaden reparieren? Und wenn ja, wie?

Viele Touristen werden dank dieser Entscheidung ab diesem Jahr wegfallen, darunter die finanzstarken Kreuzfahrer. Damit verliert Straubings Einzelhandel ein paar hunderttausend Euro, die Innenstadtgastronomie auch, Stadtführer verlieren ihre Einnahmen, die Stadt Gebühren. Insgesamt dürfte die Innenstadt dieses Ordnungsausschuss-Fiasko mit bis zu einer Million jährlich Euro bezahlen.

„Es wird viele Gespräche geben“, sagt Claudia Bracht von der Stabstelle Tourismus im Rathaus zu den Folgen. „Mit Verlaub, das ist entschieden zu wenig“, schreibt dazu Monika Schneider-Stranninger im Tagblatt. Da hat sie recht. Die Programme der Kreuzfahrer sind fix für die nächsten Jahre, und zwar ohne Straubing. Ob sie je wieder zu solch einem unsicheren Kantonisten zurückkehren, ist fraglich. Straubing sollte sich deshalb selbst hinterfragen.

Was Straubing fehlt

Was will diese Stadt eigentlich im Tourismus? In Vilshofen haben vergangenes Jahr 500 Kreuzfahrtschiffe angelegt, in Straubing 40. Ist Vilshofen schöner als Straubing? Interessanter? Ist es die bessere Einkaufsstadt? Was hat Vilshofen, das Straubing nicht hat?

Vilshofen hat das bessere Management. Vilshofens Touristikchef gilt als Macher, der gute Verträge aus der Branche an Land zieht. Das Ergebnis sind Schiffe. Straubings Macher gelten als zersplittert und zum Teil zerstritten. Starke Persönlichkeit? Glaubwürdigkeit, Kompetenz? Gibt es hier nicht, nicht auf diesem Gebiet. Das Ergebnis sind fehlende Schiffe.

Wo Kompetenz fehlt, ist es möglich, dass eine Stadträtin gegen jede Vernunft eine Mehrheit zur Verbannung der Busse vom Theresienplatz überreden kann mit dem Argument, sie selber sei auch über 70 und schaffe die Strecke vom Hagen in fünf Minuten. Leider schaffen gerade im Kreuzfahrtpublikum das viele nicht mehr. Sie brauchen bis zu 30 Minuten. Ein Kreuzfahrt-Manager sagt deshalb zu Straubing: „Wir bestellen für unsere Kunden ab 500 Metern Fußweg einen Bus. Und Straubing denkt, dass 800 Meter bergauf zumutbar sind?“

UNESCO-Welterbe-Stadt Straubing

Kreuzfahrer wird Straubing vorerst vergessen können. Aber was ist mit dem UNESCO-Welterbe „Nasser Limes“? Straubing ist Teil des Limes, wie Passau und Regensburg. Aber Passau und Regensburg wuchern mit vielen anderen Pfunden. Der UNESCO-Welterbe-Titel ist deshalb eine Chance für Straubing. Etliche Stadtführer machen deshalb auf eigene Kosten teure Fortbildungen in Regensburg. Das kann etwas bringen. Wie viel, wird man sehen.

Bürgermeister Werner Schäfer will auf einen weiteren Weg setzen. Bis Frühjahr soll ein Konzept stehen, das Bussen die Rückkehr in die Innenstadt ermöglicht. Voraussetzung dafür freilich ist, dass nicht wieder Torpedos aus dem Ordnungsausschuss oder von anderswo her das Konzept versenken. Und es bleibt die Frage: Warum erst jetzt? Warum nicht schon vor zwei Jahren? Denn die Verbannung der Busse vom Theresienplatz hat CSU-Rätin Lermer zwar erst 2024 durchgesetzt, aber schon 2022 gefordert.

Wer führt die Gespräche?

Und auch, fall die Busse zurück sind: Finanzstarke Kreuzfahrer noch lange nicht. Sie müssen umworben werden. Wer führt solche Gespräche? Straubings Stabstelle Tourismus? Deren Bilanz: 40 Kreuzfahrer in Straubing im Vergleich zu 500 in Vilshofen. Und es wird davon abhängen, wie gut sich die Städte präsentieren, die von Straubings Fiasko profitieren. Deggendorf? Straubinger Fehler macht man dort tendenziell eher nicht.

Vilshofens 500 sind nicht gottgegeben. Sie sind das Ergebnis von Arbeit und Zielsetzung. Wer gibt in Straubing eigentlich die touristischen Ziele vor? Das Stadtmarketing? Die Tourist Info? Dier Stabstelle Tourismus? Der Museumsdirektor? Es fehlt die Linie. In mehr als zwei Jahren ist niemandem gelungen, dem Ordnungsausschuss in den Arm zu fallen. Es fehlt Kompetenz. Wo Kompetenz fehlt, ist Platz für fatale Entscheidungen wie im Ordnungsausschuss.

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