Einfach nur unschlau

Sein Unternehmen kommt nur ein- bis zwei Mal im Jahr nach Straubing. Doch wenn er hört, dass seine Fahrgäste nun zu Fuß 700 Meter vom Hagen hinauf in die Stadt sollen, sagt er: „Das ist schon `ne ganze Menge.“ Er sagt: „Eigentlich ist das kontraproduktiv.“ Die Kunden werden immer älter. Immer mehr haben Gehprobleme und Rollatoren. Reisen wollen sie trotzdem, aber eben bequem. Ein Fußmarsch vom Hagen ist nicht bequem.

Im Grunde wäre es einfach: Am Stadtgraben vor der Apotheke im Theresientor sind zwei Parkbuchten. Im Grunde muss dort nur das „Parken verboten“-Schild weg und ein Bushalte-Schild hin. Schon hat man Ausstiegsstationen für Touristen. Und keine 80 Schritt weiter, öffnet der Theresienplatz sich: Stadtturm, Dreifaltigkeitssäule, das Leben der Fußgängerzone: Besser geht es ja gar nicht.

Wollen wir wetten, dass sich ein Einwand findet, warum es nicht geht? Ein solcher Vorschlag liegt der Stadt nämlich schon vor. Aber es geht nicht so einfach in Straubing. In Straubing sagen etliche Stadträte lieber, dass man „selber in fünf Minuten vom Hagen heraufgehen“ kann. Aber in einem hessischen Reisebüro mit Straubing-Erfahrung höre ich: „700 Meter? Muss man schon 20 Minuten rechnen.“ Denn immer mehr sind mit Rollator dabei. Außerdem ist Fakt: Es gibt touristische Absagen.

Kreuzfahrer kommen nicht mehr. Dazu sagt ein Stadtrat tatsächlich: „Wer nicht mehr nach Straubing kommt, dem war Straubing offenbar gar nicht so wichtig.“ Das klingt wie „Recht geschieht meiner Mama, dass mich in die Finger friert, warum strickt sie mir auch keine Handschuh‘!“ Denn den Nachteil haben nicht diese Straubing-Ignoranten aus der Tourismusbranche. Den Nachteil hat Straubing.

Aber, sagen sie, auf dem Theresienplatz geht’s halt nicht mehr. Weil der im nächsten Jahr umgebaut wird. Weil ein Wasserspiel hermuss. Ja? Wird er das? Es wäre nicht der erste Plan, den die Stadt aus Finanzknappheit fallen lässt. Und sogar, wenn umgebaut wird: Nehmt die zwei Parkbuchten! Findet eine Lösung!

Eine vernünftige Tourismuspolitik nimmt ernst, was Reise-Veranstalter sagen. Wenn Veranstalter sagen, dass die Anfahrt ins Zentrum wichtig ist, dann schafft eine vernünftige Stadtpolitik diese Möglichkeit. Und wenn sie dazu ein neues Schild schrauben muss.

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Interview: „Es ist eine Zumutung“

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Total gut gemeint