Die schwächste Zeit im Jahr
Viktualien und Christkindl vertragen sich nicht. Foto: Engel
Der Christkindlmarkt boomt in diesem Jahr. Es hat sich bewährt, dass der Markt entzerrt und auch auf den Ludwigsplatz ausgedehnt worden ist. Überall also Wohlbefinden und Glück? Nein, leider nicht. Denn dieser Boom hat seinen Preis: Der Obst- und Gemüsemarkt geht dafür nach unten.
Vorweihnachtszeit: Für Viktualienmärkte Hauptgeschäftszeit. Egal, ob in Deggendorf, Freising, Erding, Regensburg oder Landshut, das ist überall so. In Straubing nicht. „Überall sonst“, sagt Carsten Maly vom Käsestand, „liegt der Umsatz um diese Zeit zehn bis 15 Prozent über dem Jahresdurchschnitt. In Straubing liegt man 30 Prozent drunter.“
„Es bleibt fast nichts übrig“
„Absolut“, bestätigt Rüdiger Görk vom Olivenstand, „das ist wirklich so.“ Beide sind auch auf anderen Märkten vertreten und können vergleichen. Beide sehen wenig Zukunft für ihre Stände in Straubing. Die Ursache ist beiden klar: Ihr Markt wird wegen des Christkindlmarkts auseinandergerissen, Kunden müssen ihren Stand suchen. Viele Kunden wollen das ganz einfach nicht. Also sinkt der Umsatz.
„Ich schau mir das jetzt seit zwei Jahren an“, sagt Rüdiger Görk, „aber das macht keinen Spaß und hat auch wenig Sinn. Es bleibt ja fast gar nichts übrig.“
Seit Jahren haben er und viele Kollegen das Gefühl, dass es die Stadt nicht interessiert, ob es den Markt gibt oder nicht. „Überall woanders“, sagt Görk, „gibt es einen Marktmeister, ob das in Freising ist oder in Erding. Die laufen jede Woche über den Platz und schauen, wie’s überall läuft. In Straubing gibt es das nicht.“
„Da hat doch noch nie ein Amt geschaut“
In Straubing werden die Marktleute regelmäßig umquartiert, nicht nur zum Christkindlmarkt, auch zu den Dulten. Immer wieder kommt vor, dass dann am neuen Übergangsplatz der Stromanschluss noch nicht frei ist. Für die Marktleute ein Zeichen fehlender Wertschätzung. „Ich sag das jetzt offen“, sagt Görk, „das war in Straubing schon immer so, dass es keinen gekümmert hat. Da hat doch noch nie irgendwer von einem Amt geschaut, wie das anderswo läuft.“
Für nächstes Jahr überlegt er, ob sich November und Dezember in Straubing ganz einfach schenken soll. „Der große Brotstand“, sagt er, „und der große Obst- und Gemüsestand haben schon aufgehört.“ Jedes Jahr werden es weniger Stände. Manchmal ist fehlender Nachwuchs der Grund, manchmal die schlechte Marktstruktur.
„Ich habe monatelang auf eine Antwort gewartet“, erzählt ein einstiger Bewerber um einen Standplatz, „als sich Straubing dann endlich gemeldet hat, hab‘ ich gesagt, dass ich jetzt schon auf anderen Märkten bin. Ich kann ja nicht monatelang warten, bis Straubing reagiert.“
Rüdiger Görk ist seit 1992 auf dem Straubinger Markt. Damals war dieser Markt einer der größten und besten in Niederbayern. Offensichtlich ist er das nicht mehr.