Der Pumuckl und der Bruder Straubinger
Wär das nicht schön, wenn er auch auf der Ampel wär? Foto: Engel
Gut, es ist nicht das wichtigste Thema auf dieser Welt, aber wann hätte man je ununterbrochen nur über Wichtiges gesprochen? Und auf jeden Fall ist es interessant.
Wir befinden uns in den Seminarräumen der SAuV, es ist Donnerstagabend kurz nach 17 Uhr und draußen beginnt es zu dämmern. Es bittet ums Wort der Stadtrat Andreas Fuchs:
„Ich hab diese Anfrage schon einmal gestellt“, sagt Andreas Fuchs, „und heute noch einmal.“ Die Anfrage war diese: Wäre an der Fußgängerampel am Steinerthorplatz statt des üblichen Ampelmännchens ein Bruder-Straubinger-Männchen nicht schön? Immerhin steht da die Bruder Straubinger-Skulptur, und ein Schattenriss dieser Skulptur steht da auch, das würde doch passen. Aber damals hat Andreas Fuchs ein „Geht nicht“ gehört, mit Verweis auf Paragraphen.
München hat jetzt eine Pumuckl-Ampel!
Der Pumuckl an drei Plätzen im Lehel. Foto: privat.
Groß war deshalb sein Erstaunen, als er vor einigen Tagen Folgendes der Presse entnahm: „Hurra! Hurra! Der Pumuckl regelt in München jetzt den Verkehr!“ Von Radio Gong über den BR bis zum ZDF hat alles hocherfreut berichtet, dass es im Lehel, dem Heimatstadtteil des Pumuckl, jetzt eine Pumuckl-Ampel gibt. Beziehungsweise drei.
Obwohl noch vor Jahren das noch unmöglich schien. Noch im Dezember 2023 schrieb die AZ: „Stadt München äußert sich zurückhaltend zu Pumuckl-Ampeln“. Vor gut einer Woche zitiert sie dann den Münchner OB Reiter mit dem Satz: „Es gehört auch zu einer Stadt, wenn man ein bisschen lässiger mit den Themen umgeht, als wir es vielleicht viele Jahre getan haben.“
Und was sagt die Rechtsaufsicht der Stadt Straubing, die Regierung von Niederbayern? „Einer vorherigen Genehmigung, Zustimmung o.ä. durch die Regierung von Niederbayern als Fachaufsichtsbehörde bedarf es hierfür nicht“, sagt die Regierung auf Anfrage von engel-sr.de, und der Vollständigkeit halber ergänzt sie: „Das schließt aber nicht aus, dass sich die Kommunen im Vorfeld mit der Bitte um Beratung an die Fachaufsichtsbehörden wenden können.“
In Friedberg dient Elvis, in Trier Karl Marx!
Und dann kommt ein Satz von perfekter Behördendeutschschönheit: „Maßstab ist insoweit, dass für die Verkehrsteilnehmer jederzeit und ohne Weiteres zweifelsfrei erkennbar sein muss, welchen Inhalt die von der Ampel angezeigte Anordnung hat.“
Das dürfte doch leicht zu erreichen sein für ein Bruder Straubinger-Mantschgerl. Und wenn man dann noch bedenkt, dass im hessischen Friedberg Elvis als Ampelmännchen dient, weil er dort als GI stationiert war, in Mainz die Mainzelmännchen, in Augsburg ein Kasperl, in Bremen die Stadtmusikanten, in Emden Otto und in Trier Karl Marx, dann sollte in Straubing der Bruder Straubinger doch auch möglich sein.
Er wär so gut darstellbar, mit Stock, mit Hut. Menschen würden fragen: “Wer ist das? Wofür ist er berühmt? Gibt es ihn auch aus Schokolade geformt?“ Es wäre ein Gewinn für die Stadt. Man müsste nur ein bisschen lässiger werden bei diesem Thema, dann klappt’s auch in Straubing mit dem Sprung über bürokratische Hürden.
Es hat, sagt Andreas Fuchs, auch schon einen Entwurf gegeben. Aber er ist leider nicht zugänglich. (Anmerkung: In der früheren Version dieses Artikels hieß es, er sei verschollen. Das ist er nicht. Aber der Verfasser möchte sie wohl nicht vorzeitig veröffentlichen.) Falls ein Entwurf aber einmal zugänglich wird: Dieser Blog wäre der perfekte Ort, ihnzu zeigen. Denn ich behaupte: Der Pumuckl und der Bruder Straubinger sind irgendwie Brüder. Fragen Sie nicht nach einer Begründung, weil man nicht alles begründen muss, aber literarische Figuren sind beide.
Haben Sie übrigens gewusst, dass die Stadt Geiselhöring die einzige Stadt Deutschlands ohne jede Ampelanlage ist? Falls je sich das ändern und in der Perle des Labertals eine ähnliche Diskussion aufkommen sollte: Jede Stadt sollte eine individuelle Ampel haben, aus Gründen der regionalen Identität. Es gibt einen sehr bekannten Saxophonisten aus Geiselhöring, und ich finde, ein Scherenschnitt-Mantschgerl mit Saxophon wäre künstlerisch schön.