Das Turmair bei “Jetzt red i”
Auch „Jetzt red i“ kommt nicht am verschobenen Turmair-Ausbau vorbei. Der Turmair-Förderverein hat dort die Chance genutzt, um von Berlin und München Geld einzufordern für einen Ausbau dieses Gymnasiums. Einerseits ist das verständlich. Aber es gibt auch ein klares Andererseits. Und deshalb noch einmal: Ist dieses ständige Ausbauen denn nötig? Denn es ist doch so:Das Ludwigsgymnasium hat einmal einmal weit über 1 000 Schüler gehabt. Ist aber lange her: 1 133 Schüler vor genau 50 Jahren. Seither ist das Luggy ausgebaut worden. Jetzt sind es um die 600 Schüler*.Ähnlich ist es am Bruckner gelaufen: Höchststand über 1 000, heute gut 700. Und als es dort voll war, ist ausgebaut worden.Die Schülerzahlen an Straubings vier Gymnasien sind schwankend. Das liegt daran, weil einmal diese Schule im Trend ist, ein anderes Mal jene. Und immer, wenn eine im Trend ist, stürmen alle in diese Schule, und dann wird gefordert: Uns reicht der Platz nicht, jetzt muss aber ausgebaut werden! Warum eigentlich?Insgesamt waren an Straubings Gymnasien im vergangenen Schuljahr 2 483 Schüler in 96 Klassen. Zehn Jahre zuvor waren es 2 914 Schüler in 95 Klassen. Und noch einmal fünf Jahre zuvor waren 3 240 Schüler in sogar 118 Klassen. Wieso muss da eigentlich ständig ausgebaut werden, wenn der Trend insgesamt sinkend ist?Für den Turmair-Ausbau wurde vor fünf Jahren im Stadtrat als Hauptargument vorgebracht: „Ab dem Schuljahr 2014/2015 wurde Englisch als 1. Fremdsprache eingeführt. Dadurch ergibt sich ein höherer Raumbedarf durch die Bildung zusätzlicher Klassen.“Weil das Turmair also nun das anbietet, was die anderen auch anbieten, nämlich Englisch als erste Fremdsprache, muss ausgebaut werden? Ist das denn alternativlos? Warum, bittschön, schickt man die Schüler, die Englisch als erste Fremdsprache wollen, nicht ans Luggy oder ans Bruckner? Dort sind die Schülerzahlen deutlich niedriger, dort ist doch Platz.Seien wir ehrlich: Die Zeiten, in denen die Gymnasien tatsächlich noch gewisse Alleinstellungsmerkmale hatte, sind vorbei. Turmair altsprachlich? Nein, Zulauf hat dort Englisch als erste Fremdsprache, Latein und Altgriechisch finden wir nur noch unter „ferner liefen“. Musisches Bruckner? Hören Sie sich die Big Bands oder sonstigen künstlerischen Gruppen von Luggy und Turmair an, Sie werden keinen Unterschied hören. Es gibt diese Unterschiede zwischen den Schulen kaum noch.Jeder Ausbau kostet Millionen. Eine Stadt, die kaum noch Geld hat und an deren Gymnasien noch vor 15 Jahren weit über 3 000 Schüler in fast 120 Klassen im Unterricht waren, sollte nicht immer weiter bauen, wenn inzwischen fast 1 000 Schüler weniger da sind und auch die Klassenzahl um ein Fünftel gesunken ist.Jedes Mal wieder Ausbauen, wenn eine Schule grad zufällig wieder im Trend ist? Das kann man sich vielleicht leisten in guten Zeiten. In finanziell schlechten Zeiten sollte man den Eltern sagen: Tut uns leid, aber am Turmair ist Aufnahmestopp, weil die Schule voll ist. Aber am Luggy ist noch ziemlich viel frei, das Abitur dort ist haarscharf dasselbe, und wir haben eine ganze Menge Schulen, an denen das Klo nicht mehr geht.*Nachträgliche Ergänzung: Dazu kommen zehn Außenklassen der Grundschule St. Josef, damit sind gut 800 Schüler im Gebäude.