Kurzfristiger Boykott
Das war richtig schön: Ultras am Sonntag. Foto: Engel
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich finde nicht alles gut, was Ultras tun oder denken. Aber manchmal haben sie ganz einfach recht. Zum Beispiel mit dieser Kurzfristigkeit. Da haben die Ultras recht, und die DEL nicht.
Es ist eine verflixte Sache mit dieser Kurzfristigkeit. Sie ist ja immer so kurzfristig. Es ist nämlich so, dass die DEL erst am Freitagabend bekannt gegeben hat, ob das Spiel Fünf in Berlin am Dienstagabend oder am Mittwochabend gespielt wird. Für Ultras und überhaupt für jeden Fan, der zum Auswärtsspiel möchte, ist diese Kurzfristigkeit ein Problem. Weil er dann ja erst frühestens am Montagvormittag für dieses Spiel frei nehmen und nötigenfalls Ersatz suchen kann.
Kurzfristig Antwort von der DEL? Nicht einfach.
In Straubing haben die Ultras der Szene Straubing am Sonntagnachmittag mit Spruchbändern protestiert, und zwar gemeinsam mit den Berlinern. Die sehen das auch so. Kurzfristige Spielterminierungen sind ein Schmarrn. Das Spiel heute Abend in Berlin will die organisierte Straubinger Fanszene deshalb boykottieren. Die Szene ist der Meinung: Wenn sogar die zweite Liga es hinkriegt, alle Spieltermine frühzeitig bekannt zu geben, sollte die erste Liga das auch können. In der zweiten Liga läuft das nämlich besser. Die DEL2 hat alle Spieltage schon lang terminiert. Warum, ist deshalb die Frage, kann die DEL 2 das? Aber die DEL 1 nicht?
Kurzfristig von der DEL eine Antwort zu kriegen, ist nicht einfach. Es ist Montagnachmittag, der DEL-Anrufbeantworter sagt: „Rufen Sie später an.“ Aber übers Handy gelingt es, den Chef der DEL-Kommunikation, Björn Franz, zu erreichen, aber wirklich nur kurz. Der Anruf ist einfach zu kurzfristig für ihn. Er hat Termine, er muss nach Berlin, er ist auf dem Sprung, er hat gar keine Zeit. Es ist eben ein Elend mit der Kurzfristigkeit. Aber ein paar kurze Worte kann ich trotzdem auffangen.
„Es hängt vom Fernsehen ab“: Ja? Wirklich?
„Sobald klar ist, dass es ein fünftes Spiel geben wird, geben wir’s auch bekannt“, sagt der Kommunikationschef. Damit kommuniziert er genau das, was die Fans eh schon wissen und was ihnen so unangenehm aufgefallen ist: Sobald klar ist, dass es ein fünftes Spiel geben wird, gibt die DEL auch bekannt, wann es gespielt wird. Aber die Frage ist ja: Warum nicht schon vor Beginn der jeweiligen Serien?
Choreos kosten auch was: Den Ultras ist es das wert. Foto: Engel
Man weiß ja im Grunde schon vor der Saison, dass es jeweils bis zu sieben Spiele werden können. Warum also nicht terminieren wie die DEL 2? Die kann die sieben möglichen Termine ja auch schon vor Serienbeginn festlegen. Warum kann das die DEL2, aber nicht die DEL 1?
„Das hängt teilweise auch mit dem Fernsehpartner zusammen, der da Erstzugriffsrecht hat“, sagt der Kommunikationschef. Er sagt, dass das eine Problematik ist, die die DEL 2 ja gar nicht hat. Und er sagt, dass es ihm jetzt aber echt schrecklich leid tut, aber er muss jetzt los, er hat Termin. Aber er bietet noch an, dass er von unterwegs den Spielplangestalter anrufen kann, um ihn zu bitten, sich zu melden. Aber er kann nicht versprechen, dass er sich meldet.
Und wirklich: Zehn Minuten später klingelt das Telefon. Leider ist es nicht der Spielplangestalter. Es ist Björn Franz. Er will nur sagen, dass der Kollege auch keine Zeit hat, weil er auf dem Weg zum Montagsspiel ist, weil heute Spieltag ist. „Wir machen das gerne“, sagt Björn Franz, „aber ein bisschen Vorlauf brauchen wir.“
Witzig: „Vorlauf brauchen wir“, sagt die DEL
„Ah,“, sage ich, „da geht’s Ihnen ja genau wie den Fans. Die hätten ja auch gern ein bisschen Vorlauf.“ Dann sprechen wir noch kurz darüber, wie es überhaupt möglich ist, dass in genau dem Moment, in dem feststeht, dass es ein Spiel Fünf geben wird, der Fernsehpartner schon ganz genau wissen kann, ob er dieses Spiel Fünf an einem Dienstag oder Mittwoch übertragen kann. Und dass man sich da denkt: Wenn der Fernsehpartner das schon gleich in diesem Moment weiß, dann hat er als erfahrener Fernsehpartner doch bestimmt schon vorher einen Plan. Der lässt sich doch nicht einfach so kalt erwischen von einem Spiel Fünf, Sechs oder Sieben.
Die DEL braucht im Viertelfinale immer Dienstag und Mittwoch. Fast immer gehen alle vier Serien in ein Spiel Fünf, manchmal nur drei. Aber Dienstag und Mittwoch werden beide benötigt. Die Liga ausgeglichen. Das ist eine ihrer Stärken. Die Spieltage wären deshalb planbar.
Ich finde nicht alles cool, was die Ultras machen. Aber wissen Sie, was ich cool finde? Diese Leidenschaft. Diese Hingabe. Diese Bereitschaft, riesige Choreos zu machen, die entweder gut sind oder direkt fantastisch. Das bringt Atmosphäre ins Stadion. Das macht das Stadionerlebnis noch etwas schöner. Und dass diese Leute frühzeitig wissen wollen, wann ihr Club spielt: Hey, DEL, das muss doch möglich sein! Das ist nicht zu viel verlangt.