Wo ist der Straubing-Bezug?

Rekordhalterin unter Straubings Straßennamen: 30 Zeichen! Foto: Engel

Warum eigentlich darf ein Straßenname höchstens 25 Zeichen lang sein? Bekanntlich scheitert daran eine Hans-Jürgen-Wischnewski-Straße, obwohl der Straubinger Sozialdemokrat Marvin Kliem im Sozialdemokraten Wischnewski (*1922 Allenstein, Ostpreußen, † 2005 Köln) eine „für Straubing so zentrale Persönlichkeit“ sieht; schließlich hat er drei Jahre in Straubing gewohnt. Ich übrigens auch, sogar noch länger, das aber nur nebenher.

Es scheitert aber nicht an den Jahren. Es scheitert, weil ein Straßenname höchstens 25 Zeichen haben soll, und „Hans-Jürgen-Wischnewski-Weg“ hätte 26, und „-Straße“ sogar 29. Was also genau ist der Sinn dieser Regel?

Es gibt diese Regel in sehr vielen Städten. Der Deutsche Städtetag empfiehlt sie. Im März 2021 hat die „Fachkommission Geoinformation, Vermessung und Bodenordnung im Deutschen Städtetag“ ein Papier verfasst, es heißt:

„Straßennamen im Fokus einer veränderten Wertediskussion“

Sie ahnen, warum: Weil‘s in den letzten Jahren „bundesweit in vielen Städten in der Bürgerschaft und in politischen Gremien zu einer diskursintensiven Auseinandersetzung mit Straßennamen“ gekommen ist, „die aus heutiger Sicht Anlass zu Bedenken geben“.

Auf 50 Seiten arbeitet die Fachkommission sich ab an der Problematik, ohne zu verschweigen, dass „Die Benennung von öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen … eine ureigene Selbstverwaltungsaufgabe der Kommunen“ ist. Und die Kommission erläutert darüber hinaus: „In vielen Dokumenten ist die maximal zulässige Länge auf 25 Zeichen begrenzt.“ Warum genau ist das so?  Die Antwort ist einfach: Weil’s für den Computer einfacher ist.

„Aus Gründen der Datenverarbeitung“

Deshalb schreibt zum Beispiel die Barlachstadt Güstrow schon 1998: „Aus ADV-technischen Gründen sollen Straßennamen aus höchstens 25 Zeichen einschließlich der notwendigen Zwischenräume bestehen.“ ADV heißt Auftragsdatenverarbeitung, es geht um personenbezogene Daten und um den Platz, den Formulare dafür haben. Es ist Bürokratie.

Einerseits ist das sinnvoll. Eine „Frank-Walter-Steinmeier-Straße“ ist damit ausgeschlossen. Sie hätte ja 30 Zeichen. Was aber, wenn einmal einer kommt, der mehr als nur einen langen Namen hat, nämlich Verdienste? Bitte, was dann?

Warum nicht wie im Leserbrief?

Sagen wir dann: „Es geht doch nicht darum, ob ein Mensch Verdienste hat! Es geht nur darum, ob einer ins Formular passt! Und Wischnewski passt nicht! Er ist um ein Zeichen zu lang!“ Sagen wir das? Oder müsste die Frage nicht eigentlich sein: War Wischnewski eine „für Straubing so zentrale Persönlichkeit“, wie Kliem behauptet?

Auch zu lang, aber nur knapp: 26 Zeichen Foto: Engel

Wenn ja, sollten zwei oder drei Zeichen mehr möglich sein, weil‘s bei Emanuel Schikaneder (*1751 in Straubing, † 1812 in Wien) ja auch geht und diese Regelung ein Soll und kein Muss ist. Oder man macht’s, wie ein Leserbrief im Tagblatt vorschlägt: „Hans-J.-Wischnewski-Str.“ 24 Zeichen.

Wenn aber die Antwort ist: Nein, so zentral war er doch nicht, dann sollte man das auch so sagen und nicht auf 25 Zeichen verweisen, weil sonst der Eindruck entsteht, dass man eine Diskussion scheut und eine Richtlinie vorschiebt. Die Franziska-von-Wettstein-Straße hat übrigens 30 Zeichen, Rekord. Aber Franziska von Wettstein (1691 – 1763, erste Oberin im Kloster Azlburg) hat in Straubing wirklich gewirkt.

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