Wolfgang Engel Wolfgang Engel

KW 51, 16.12.2024 - 22.12.2024

Kompliment an Bernd Schampel für seinen Leserbrief am Dienstag im Tagblatt: Da hat er ziemlich gut erklärt, warum das doch weitgehend ein Schmarrn war, was der Präsident der Bayerischen Entsorgungsunternehmen (VBS) zum Lob der Gelben Tonne gesagt hat. Am schönsten war dieser Satz: „Da könnte man auch einen Schlachthofbetreiber fragen, ob er einverstanden damit wäre, bei Übernahme der Transportkosten das Schlachtvieh unentgeltlich zu beziehen.“Der Präsident sagt ja zum Beispiel, dass die Gelbe Tonne zwar nicht so sortenrein sammelt wie unser Bringsystem, dass das aber gar nix mehr macht, weil „fälschlicherweise in der Gelben Tonne entsorgter Müll“ mit modernen Maschinen „leicht identifiziert und aussortiert“ werden kann. Da kann man doch grinsen und sich selber fragen, warum wir dann überhaupt so viele verschiedene Tonnen brauchen, wenn wir diese Maschinen eh brauchen und alles „leicht identifiziert und aussortiert“ werden kann.

KW 50, 09.12.2024 - 15.12.2024

Die Woche startet mit einer Überraschung: „Chance auf deutlich mehr Recycling“ heißt die Aufmachergeschichte der Straubinger Rundschau, und zu Wort kommt der Verband der Bayerischen Entsorgungsunternehmen. Das haben wir bisher immer ganz anders gehört.Bisher hat der für Straubing zuständige Zweckverband Abfallwirtschaft (ZAW) immer erklärt, dass Selber-zum-Wertstoffhof-Bringen viel besser, weil umwelt- und recyclingfreundlicher ist. Und jetzt, plötzlich, stellt der ZAW dieses bisher viel bessere System zur Abstimmung. Er weiß natürlich genau, dass überall da, wo abgestimmt worden ist, die Gelbe Tonne gewählt worden ist. Weil die für die meisten halt  einfach bequemer ist.Aber auch weniger umweltfreundlich. Hat der ZAW zumindest bisher gesagt. Jetzt bietet er selber die Gelbe Tonne zur Wahl an. Warum? Die offizielle Erklärung dafür: Weil immer mehr Leute die Gelbe Tonne wählen und sortenreine Sammlung wie im Bringsystem damit immer weniger ins Gewicht fallen.Was man dazu aber auch sagen kann: Der Wertstoffhof braucht mehr Leute, weil die Aufgaben wachsen. Die Bürokratie schreibt jetzt schon vor, dass jeder Elektroartikel bei der Abgabe von Hand geprüft werden muss. Da braucht es Personal. Das ist aber schwer zu finden. Da träf’ sich doch gut, wenn die Gelbe Tonne gewählt würde. Weil dann hätte der ZAW Leute frei, die bisher beim Einsortieren geholfen haben. Vielleicht geht’s gar nicht so sehr um die Umwelt.Was verstehen Sie unter gestiegenen Mietkosten? Die Straubinger Sportvereine verstehen das so: Wenn man mehr als bisher für das Gleiche bezahlen muss, und sie müssen für die Miete in städtischen Hallen mehr zahlen. Die Stadt dagegen betont: es gibt keine Gebührenerhöhung, sondern nur eine andere Abrechnungsmethode. Wer würde da nicht an Robert Habeck denken?

KW 49, 02.12.2024 - 08.12.2024

Die Zahl der Woche - das ist zweifellos diese Zahl: 250 000 bis 250 000. „250 000 bis 300 000 Euro“, sagt nämlich Stadtmarketing-Chef Matthias Reisinger im Tagblatt, investiert die Stadt in den Christkindlmarkt, und das jedes Jahr. Bis zu 300 000 Euro im Jahr? Es ist kaum zu glauben, selbst wenn man GEMA und Sicherheitsdienst mitbedenkt. Deshalb glaubt diese Zahl am Christkindlmarkt selber auch keiner.Und noch unglaublicher ist, dass die Stadt nur rund 90 Prozent über Sponsoren und Standgebühren zurückbekommt. Die Stadt hat so ziemlich die teuersten Standgebühren in Bayern und darüber hinaus. Bis zu 13 000 Euro soll ein Stand kosten, abhängig von Größe und Warenangebot. Und trotzdem zahlt sie offenbar 25 000 bis 30 000 Euro jedes Jahr drauf.Unser künstlich intelligenter Freund ChatGPT behauptet in diesem Zusammenhang übrigens, dass der Weihnachtsmarkt eines öffentlichen Veranstalters wie einer Stadt deswegen oft defizitär ist, weil der „Druck, Gewinn zu erzielen“, geringer ist, weil „Defizite durch öffentliche Mittel ausgeglichen werden können.“ Das hat unser Chat-Freund gut erkannt. Er sagt aber auch, dass das Defizit auch daran liegt, weil eine Stadt aus Gründen der Familienfreundlichkeit auf „extrem kommerzielle Elemente, z.B. hohe Standmieten“ verzichtet, und ich bin überzeugt:  Es gibt bestimmt Städte, wo das so ist.Man hört und liest ja so viel, von einstürzenden Brücken in Dresden und plötzlich sich auftuenden Löchern, die alles verschlingen, in Neapel zum Beispiel: Zwei Autos sind dort in ein plötzlich sich auftuendes Loch gestürzt, es war im Februar, Soldaten haben die Insassen aus dem Loch gerettet. Oder in Nordhausen, Thüringen, 2016: Da hat ein plötzlich sich auftuender Krater zwei ganze Häuser verschluckt! Und jetzt kommt der Hammer: In der Aprilgasse war am Wochenende auch plötzlich ein Loch!Natürlich war‘s nicht so groß wie in Neapel, und auch nicht so tief wie in Thüringen. Straubing ist ja viel kleiner, auch die Löcher sind offenbar kleiner: Ein Pflasterstein ist plötzlich senkrecht nach unten gesaust, etwa 20 Zentimeter tief. Aber auch, wenn’s nur ein pflastersteingroßes Loch war, denkt man doch erschreckt: Oh, mein Gott! Wie kann das passieren?In Neapel war’s so: Die Straße ist unterspült worden durch Undichtigkeiten im Wassersystem. Wenn das passiert, kann ein ganzer Straßenteil wegbrechen, und wenn grad ein Auto drüberfährt, ist das ungut. In Thüringen rätselt man noch. Und in der Aprilgasse?In der Aprilgasse hat sich im Untergrund altes Material zersetzt. Der Schaden war überschaubar und ist am Montag vom Bauhof behoben worden. Ja, solche Dinge passieren in Straubing.

KW 48, 25.11.24 - 01.12. 24

Montag: Ich glaube, das Rathaus ist gar nicht meine Lieblingsbaustelle. Obwohl ja grad großes Brandjubiläum war und ich natürlich bewundere, wieviel Zeit man in solch eine Baustelle investieren kann, acht Jahre schon, immerhin, und es sollen noch ein paar mehr werden. Das ist schon großartig, und wenn’s noch ein paar Jahre dauert, kann durchaus sein, dass ein Internetnutzer mit seiner Prognose richtig liegt: „Demnächst wird das Gerüst am Rathaus unter Denkmalschutz gestellt.“ Ein sehr schönes Bonmot, wie ich finde, aber trotzdem: Meine Lieblingsbaustelle ist eine andere.Es ist die Bahnhofstreppe am Jahnplatz.  Es handelt sich dabei um einen Treppenaufgang mit immerhin 20 Stufen, und warum ich diese Baustelle so gern mag: Manchmal, etwa alle Vierteljahre, erblickt man einen Baufortschritt. Beim Rathaus erhofft man den bloß. Vor knapp zwei Jahren hat man mit den 20 Stufen begonnen, die Fertigstellung war für den Herbst dieses Jahres geplant, und vielleicht klappt‘s ja noch, meteorologisch dauert der Herbst ja noch bis 1. Dezember und kalendarisch sogar noch bis 20 Tage länger. Hätte beim Aquatherm ja auch fast geklappt mit der Pünktlichkeit, oder beim Nawareum, und der Anbau am Eisstadion dauert ja auch nur ein gutes Jahr länger als geplant.Gut Ding will halt Weile haben, und der für Herbst 24 geplante Baubeginn für ein benachbartes Parkhaus wird schon auch irgendwann kommen. Oder auch nicht. Irgendwann wird die Stadt schon irgendwas sagen dazu. Mein persönlicher Tipp: Das Parkhaus wird kommen. Aber erst kommt St. Nimmerlein.Dienstag: Auf dem Heimweg vom Steiningers war mir nach etwas Süßem. Also schnell noch zum Christkindlmarkt. Aber die Schlange am Crepes-Stand von der Isabell Richter war mir zu lang. Also Maroni, aber es war schon kurz vor 20.00 Uhr und die Maroni waren schon weg. Da komm ich an dem Stand vorbei, der Pommes und Kartoffelchips hat. Chips tun’s jetzt auch, denk ich mir und kauf eine Rogel voll Chips. „Sechs Euro 50“, sagt der Mann.„Sechs! Euro! 50!“, sag ich. „Ja“, sagt der Mann, „finden Sie das teuer?“ Ich sag „Ja, sogar ziemlich teuer!“. Da sagt der Mann: „Teuer sind aber die Standgebühren in Straubing auch, teurer als in München.“ Was soll man dazu noch sagen? Am besten nix. Und man soll froh sein, dass wenigstens Steaksemmel mit Zwiebel, Gurkerl, Senf und sogar Kren noch günstiger ist als ein paar dünn geschnittene Kartoffelscheiben mit einer Barbecue- oder Knoblauchsause.Obwohl für das eine eine ganze Sau aufgezogen werden muss und für das andere nur a Kartoffel. Eine Rogel ist übrigens eine Tüte, klassischerweise aus Papier.Mittwoch: Ein Freund hat Bekannte, die sind gerade zurück aus Shanghai. Von Shanghai nach Deutschland ist wie eine Reise zurück in die Steinzeit, haben sie ihm gesagt, betroffen haben wir alle ganz kurz geschwiegen.Dann erzählt der Nächste, dass er 2022 zur Telekom gewechselt ist. Weil die Telekom ihm versprochen hat, dass sie in wenigen Monaten ein Glasfaserkabel zu ihm legen wird. Dann hat sich der Termin verschoben auf 2023. Dann hat sich der Termin verschoben auf Mitte 2024. Dann hat sich der Termin verschoben auf Jahresende 2024. Und jetzt haben sie ihm noch einmal geschrieben. Es wird 2030 werden. Das ist der aktuelle Stand. Aber natürlich kann sich das noch weiter verschieben.Das Staatliche Bauamt hat in dieser Woche übrigens bekannt gegeben, dass die B20-Brücke ab 2029 saniert werden soll. Ich bin überzeugt, dass das Staatliche Bauamt das wirklich vorhat. Aber warum haben letztlich wir alle zunehmend das Gefühl, dass die Zeitangaben offizieller Stellen zunehmend relativ sind? Weil Einstein gesagt hat, dass die Zeit an sich relativ ist? Ja, vielleicht. Schönen Gruß aus der Steinzeit.Donnerstag: Der Satz der Woche kommt für mich vom finanzpolitischen Sprecher der Bundestags-SPD, Michael Schrodi aus Fürstenfeldbruck, gesprochen bei der Jetzt red i-Sendung aus Geiselhöring.Gerade hat ihm Markus Böhm vom Förderverein des Turmair-Gymnasiums um die Ohren gehauen, dass seine Bundesregierung für alles Mögliche Geld hat und richtige Ausgabe-Orgien betreibt, dass aber kein Geld da ist für den Ausbau des Turmair-Gymnasiums. Und was sagt da Schrodi?Erst: „Die Menschen brauchen mehr Geld im Portemonnaie“, was in einer anderen TV-Show ein paar Euro ins Phrasenschwein kosten würde. Dann merkt er offenbar selber, was für eine Phrase das war und versucht zu erklären, warum der Bund fürs Turmair nicht auch noch tätig werden kann: „Wir als Bund geben bereits jetzt schon Milliarden zusätzlich aus für Aufgaben, die wir gar nicht haben.“Der Bund gibt Milliarden aus für Aufgaben, die er gar nicht hat: Vielleicht merken die Reste dieser Regierung das jetzt langsam selber.

KW 47, 18.11.24 - 24.11. 24

Montag: Der Stadtrat stimmt dafür, dass für den Rathaussaal ein Steinway-Flügel gekauft wird, und dabei wird klar: Im Vorfeld viel Lärm um gar nichts. Im Kulturausschuss sind nämlich zwei Wochen zuvor 200 000 Euro Anschaffungskosten genannt worden, was ziemlich viel Geld ist für eine finanzklamme Stadt. Da haben in den Sozialen Medien und in vielen Kaffeehaus-Gesprächen ziemlich viele Menschen geschimpft, ob eine Stadt wirklich 200 000 Euro für einen Steinwayflügel ausgeben muss, wenn sie eh kein Geld hat.Und zwei Wochen später im Stadtrat wird klar, dass diese 200 000 Euro aus Spenden finanziert werden können, und dass gut die Hälfte davon schon seit einer ganzen Weile da und die Chance hoch ist, dass der Rest auch noch kommt. Das ist erfreulich, aber man fragt sich da doch unwillkürlich: Warum sagt die Stadt das nicht schon im Kulturausschuss? Deshalb ein kleiner Tipp: Gut gegen Gerüchte, Spekulationen und Fake News hilft gute Information.Dienstag: Noch-MdB Erhard Grundl entpuppt sich im Straubinger Tagblatt kommunikationstechnisch als eine Art Boris Pistorius. „Nicht mein Plan, aber ausschließen kann man in der Politik gar nix“, sagt Pistorius auf die Frage, ob er Kanzlerkandidat werden könnte, „wirklich nicht mein Plan, aber kategorisch ausschließen kann ich’s nicht“, sagt der für Berlin nicht mehr kandidierende Grundl zur OB-Frage, zwinkert und sagt, dass Landrat „interessant“ sei.Und schon haben wir wieder Stoff für Spekulationen und einen Tipp: Pistorius wird Kandidat und Grundl auch: OB-Kandidat. Oder Landrats-Kandidat, weil er ja aus Niederlindhart stammt, vielleicht auch aus Oberlindhart, aus Straubinger Sicht eh kein Unterschied. Oder er zeigt künftig im Stadtrat, was er in Berlin alles gelernt hat. Brauchts des? Aber sicher, des brauchts!Mittwoch: 7:1 in Zürich verloren, aus der CHL geflogen, aber am Tag danach trotzdem viel Lob aus der Schweiz: Da kann sich ein Tiger zwar nix kaufen dafür, aber schön ist das doch irgendwie.„Also ein grosses Kompliment an euer Team, super gekämpft!“, schreibt ein Funktionär von ZSC Zürich bei Facebook, „hatte die Gelegenheit vor dem Spiel mich mit eurem Staff zu unterhalten! Schätze eure sympathische Art! Wünsche euch in der DEL alles Gute und viel Spass an Spenglercup in Davos. Liebe Grüsse aus Zürich.“Und die Art, wie die Tigers-Fans sich gegen Zürich präsentiert haben, hat auch beeindruckt: „Kompliment an eure Fans, die die Mannschaft bis zum Schlusspfiff weiter angefeuert haben. Bis zum nächsten Aufeinandertreffen in der Champions League“, schreibt ein Zürcher, „toll, wie viele nicht auf dem eigenen Team herumhacken, sondern trotz der Niederlage hinter diesem stehen“, schreibt ein anderer, „Zürich ist auch in der Schweizer Liga ein absolutes Spitzenteam. Eine Niederlage gegen ein solches ist kein Weltuntergang.“Das ist schön. Und wenn man sich dieses Lob auf Schwyzerdütsch vorstellt, ist es sogar noch schöner.Donnerstag/Freitag: Der Straubinger SPD geht’s auch nicht anders als der Rest-SPD: Komplett hin- und hergerissen. Weil der Pistorius jetzt doch etwas ausschließen hat können. Obwohl, mehr hergerissen als hingerissen, weil so richtig hinreißend findet den nun feststehenden Kandidaten Scholz vermutlich nur der Scholz selber. Der Straubinger Parteichef Jürgen Karbstein jedenfalls wäre mit Pistorius ein bisserl froher geworden: „Ich persönlich wäre auf der Pistorius-Schiene. Aber wenn er nicht mag, mei, man kann ihn nicht zwingen.“ Obwohl man auch denken kann, dass man den Pistorius schon hätte zwingen können, wenn man gemocht hätte, weil sein „ausschließen kann ich nur, dass ich Papst werde“ hat ja schon verdächtig nach „Bitte ruft mich!“ geklungen.Aber haben sie nicht, was der Straubinger Bundestagskandidat Marvin Kliem auch sehr gut findet: „Pistorius wäre ein famoser, ein wunderbarer Kandidat, aber erst bei der übernächsten Wahl. Was der Partei geschadet hat, war, dass unsere Parteispitze die Debatte zu lang hat laufen lassen.“Das ist ein bisserl Kritik an der Spitze, weil irgendwer muss ja schuld sein an der eher unguten Außenwirkung, aber nicht der Scholz, und der Pistorius auch nicht. Und dann braucht man immer ja auch noch was Positives: Die Basis, sagt Kliem, ist „supermotiviert“ und „nicht superemotional gespalten“. Und wie zum Beweis nennt der Fraktionschef der Rathaus-SPD, Peter Euler, den Entscheid für Scholz: „In Ordnung“.Es wird ein begeisternder Wahlkampf werden am Straubinger SPD-Stand, wenn die Menschen kommen und fragen: “Warum habts denn ned den Pistorius gnomma?”, und die Wahlkämpfer antworten voll Überzeugung: “Wieso, bassd doch eh a so?”

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